Michael Apted: James Bond - Die Welt ist nicht genug (GB 1999)

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Die Welt ist nicht genug


Die Welt ist nicht genug

Regie: Michael Apted
Mit Sophie Marceau, Pierce Brosnan, Denise Richards, Robbie Coltrane, Robert Carlyle, Judi Dench, John Cleese

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Michael Apted: Die Welt ist nicht genug
Kritik von Ekkehard Knörer
Bond-Filme, wenn sie gut sind, errichten Räume und Zeiten nach eigener Art neu. Die dafür entwickelte Kürzelsprache besteht aus Zeichen, die spezifische Wahr-Zeichen (als Verdeckung der grundsätzlichen räumlichen Haltlosigkeit) der gezeigten Orte (meist) schon sind oder sogleich werden: Gehrys Bilbao-Museum, der Millenium-Dome diesmal, zum Beispiel. Zwischen diesen Orten springt die Handlung dann nach Belieben. Bond, den man so irdische Transportmittel wie Flugzeuge nie benutzen sieht, scheint überall zugleich zu sein, nie unterwegs, sondern stets schon präsent. In dieser Allgegenwart entsteht, neben der Raumkonstruktion, auch eine Zeit eigenen Rechts, ein Rhythmus, der nicht der der alltäglichen Erfahrung ist, sondern der purer Narration. Jeder Bestandteil ist durch die engen Gesetze des Mini- (zugleich Mega- und Meta-) Genres Bond-Film vorgegeben: die Verfolgungsjagden, die Weltrettung, die Liebesabenteuer, Moneypenny, M, Q und die Gadgets. Nichts weiter als die Variation ist möglich, in ihrer reinsten Form der Reduktion auf, etwa, die Hinzufügung (und demnächst Ersetzung ) von R zu Q, von Q durch R..
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Die Schwierigkeit, zugleich Reiz, der Filme besteht darin, dass sie die Kenntnis des Genres (und mehr als das bei Genre-Filmen ohnehin üblich, durch die neueren Selbstreferentialitäten nur ausgestellt ist) voraussetzen und doch auch ohne sie funktionieren müssen. Zwischen Wiederholungs- und Variationszwängen gilt es zu jonglieren.
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Im neuen, dem 19. Bond, ist das überdurchschnittlich gut gelungen. Unter Michael Apteds Regie bekommen die Abenteuer ein überzeugendes emotionales Zentrum in der von Sophie Marceau großartig gespielten Elektra King. Sie sit die stärkste weibliche Bond-Figur seit langem, spielt den Bösewicht (Robert Carlyle), den Geldsack (Robbie Coltrane) und das diesmal sehr lara-croft-hafte Bond-Girl (Denise Richards) glatt an die Wand. Pierce Brosnan manövriert elegant zwischen Abenteuer, Liebe und Bombenentschärfung; gerade seine Glätte, Leere und darstellerische Profillosigkeit machen ihn (wie einst Roger Moore) zu einem guten Bond, der, in diesem Entwurf, schlicht das Gegenteil eines Individuums sein muss, um als immer derselbe im komprimierten Raum-Zeit-Kontinuum der Bond-Filme stets am rechten Platz zu sein. Die Bond-Figur ist nicht ein-dimensional, sondern, darin liegt ihre ganze Stärke, null-dimensional. Sie ist Konzept und Energieträger, mit einem Körper nur aus Rücksicht auf Darstellbarkeit investierte Bewegung, Allegorie einer Raum und Zeit auflösenden und neu zusammen setzenden Kinetik, Figuration eher noch als Held einer reinen Form von Kino, dessen Bezüge zur Realität als gänzlich scheinhafte vorgezeigt werden. In diesem Schein liegt eine Freiheit, die man besetzen kann, wie man mag, als eskapistisch verdammen, als utopisch feiern. Das Vergnügen jedenfalls, das man am Schein hat, spricht ganz für dieses Kino.

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