Innen-Außen-Differenz, der Geist in der Schale. Der Geist,
der sich und sein Körperverhältnis zu befragen beginnt. Als
Verkörperung dieser Frage tritt der "Puppetmaster" auf und aus einem
Intrigenplot hervor, der nichts zur Sache tut. Ob dieser Master aber Herr
ist über die Puppen und ihren Geist, bleibt die Frage. Er ist
Verkörperung und genau deshalb, als Prinzip eines Übergangs, niemals
ein fester, einziger Körper. Daher die Metaphorphosen der Gestalt, die
Verwandlung ins Kind, die fremden Stimmen, das Hineintauchen ins andere,
die Verschmelzung. Die Geburten und Wiedergeburten, neue Menschen mit den
alten Zweifeln. Wie vom Körper die eine Haut abblättert, um die
echt-künstliche Haut erscheinen zu lassen, ein Panzer. Körperbilder:
Das Muskelpaket beim Aufstemmen des Panzers, das Baumeln der abgerissenen
Glieder, das mechanische Innenleben.
Das Tauchen im Fluss als ein Treibenlassen. Die künstliche Schwerelosigkeit,
die Leichtigkeit als Prothese. Das Auftauchen als schizophrene Begegnung
mit dem Spiegelselbst, die enttäuschende Rückkehr ins Individuum
das sofort sich, seine Identität, seine Erinnerung zu befragen
beginnt. Das andere Ich vergeht in der Wirklichkeit als Schein. Das artifiziell
verkörperte Ich, das an sich zweifelt, aus dem die fremde Stimme spricht.
Differenz von Schizophrenie und Verschmelzung, die nicht aufgelöst wird.
Der exterritoriale Ort: der Fluss. Auch den muss die Heldin hinter sich lassen.
Versöhnung mit dem Wir. Eine andere als eine mystische Lösung ist
unmöglich, aber eine Mystik, die nicht den anderen Ort sucht, auch nicht
die Transzendenz, sondern das Ich als Wir als Hybrid, Überschreitung
des Individuellen, auch des individuellen Geschlechts. Aus dem Mann und der
Frau wird das Mädchen. Aufbruch aus dem Rückzugsort der Reserven
des Menschlichen (die vielen Bücher an der Wand), Rückkehr in die
Stadt, in den "sprawl", der als "Netz" aber nicht desorganisiertes Chaos
ist, aber auch nicht das "Reale", in das es keine Rückkehr geben kann,
sondern die überindividuelle Unendlichkeit der Möglichkeiten. "The
Net is vast and infinite". Keine Christusgeschichte à la Matrix, keine
Philosophie der Strickpullover, nicht "The One" als Erlöserfigur, sondern
die Selbsterlösung hinein in die Komplexität des
Überindividuellen, des Innen-Außen-Hybrids, versöhnt und
nicht-versöhnt, kein Dahinter, kein Jenseits und kein Abseits.
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Mamoru Oshii: Avalon (Japan 2001)
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