Zufall, Absicht. Smoking, No Smoking. In der Luft hängt
die Gondel, Allegorie einer Geschichte, die am Punkt ihres Einsatzes verdoppelt
wird, aufgefächert, in Möglichkeiten. Die Handschuhe, die eine
Verbindung herstellen, eine von vielen möglichen, zwei von vielen
möglichen. Ein Bruder und noch einer. Eine Dreiecksgeschichte. Der Maler,
der einen Film drehen will, seine Mitarbeiterin, sein guter Freund aus
frühen Tagen. Die Art, in der die drei, einmal so und einmal so in Beziehung
gesetzt werden, ist eine Sache der höheren Mathematik. Die Fakten addieren
sich nicht zur geschlossenen Figurenerklärung. Erratische
Hinzufügungen stellen das Bild, das man sich machen könnte, in
Frage. Was ist mit dem Bruder, der zu seiner Schwester ins Bett kommt? Wie
ging das aus, die Entkleidung der Jungfrau durch den Werber um ihre Gunst?
Es trifft sich, vor der Gabelung, nach der Gabelung, im Hotel. Die Liebe,
erklärt das Insert, als verstehe es sich von selbst, heilt den narrativen
wie den figurenpsychologischen Bruch der Geschichte, sie endet, welch ein
Optimismus nicht nur einfach so und aus Zufall, sondern mit Notwendigkeit
glücklich. In der Liebe führt jeder Umweg nach Rom. Zärtlich
entjungfert der junge Mann die Frau fürs Leben. So endet es und muss
es enden, egal, was geschehen ist. Die Königskinder, die vom Schicksal
oder ihren Entscheidungen oder ihrem Zögern oder ihrem Nachgeben einmal
so und einmal anders vorangewirbelt werden, finden zueinander. Sie gehen
übers Eis, das nicht bricht.
Weder das Aleatorische noch das Allgemeinmenschliche betont Hang San-Soos
Film - das ist wohl das Ungewöhnlichste daran. Es interessieren ihn
die Details, der Blick auf Gesten, in Gesichter, der Palast in der Stadt
und wie klein er ist. Die Ellipse auch, das Elliptische. Es erklärt
sich, anders als in vergleichbaren experimentellen Narrationsanordnungen,
das eine nie restlos aus dem anderen. Mit Ayckborne hat das nichts zu tun,
mit Rohmer schon eher. Die Gelegenheiten, die ein Bruch sein könnten,
der alles verändert, sind über die Geschichte beinahe
gleichmäßig verteilt. Die Geschichte wird so zum Netzwerk der
Potenzialitäten, des nicht und des doch Verwirklichten. Was in Dominik
Grafs "Der Felsen" raunend evoziert
wird, bleibt hier impliziert im bloßen Fortgang. Die Gabelung als
Verdopplung stellt das aus, als Struktur aber bleibt das gültig für
jeden Moment, auch, gerade in seiner Unscheinbarkeit. Vielleicht kann man
es spielerischen Realismus nennen, ohne die Anwandlungen auktorialer Grausamkeit,
die es bei Rohmer immer wieder gibt. Nur in den Inserts kommt es hier zu
auktorialen Gesten. Als Einbruch, der sie dann sind, scheinen sie sich aber
selbst schon wieder ironisch fast aufzuheben.
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