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Leben und lieben in L.A.
Regie: Willard Carroll
Mit Gena Rowlands,
Sean Connery, Ellen
Burstyn, Gillian Anderson
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Man sieht das Reißbrett noch, an dem das
Tableau dieser Geschichten entworfen worden ist. Aber das macht gar nicht
so viel aus, vielmehr ist es so, daß die Durchsichtigkeit des Kalküls
durchaus im Kalkül des Films liegt. Er gibt sich eine klar umrissene,
klar ausgesprochene Vorlage: eine Sprache zu finden für die großen
Themen des Lebens, Liebe also, Tod und Leidenschaft. Dies alles innerhalb
eines Projekts, an dem etwa Kevin Smith (in 'Chasin Amy') auch arbeitet,
nämlich unter den Auspizien der vollkommenen Durchironisierung
gegenwärtiger US-amerikanischer Lebens- und vor allem
Kommunikationsverhältnisse.
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Mit ein paar Konzepten, heißt
das, kommt man einfach nicht mehr durch: Aufrichtigkeit, Simplizität,
Herzensaussprache. Das Bewußtsein von der Unmöglichkeit eines
Sprechens ohne Anführungszeichen ist immer und überall präsent,
zugleich ist klar, daß sich nicht alles neu erfinden läßt.
Was möglich ist, sind folglich die kleinen, mittleren, ironischen
Lösungen des Sprechens-als-ob, des Zitierens vormaliger Simplizität,
der Wiederaufnahme der großen Worte gerade wegen und unter Voraussetzung
ihrer Unmöglichkeit.
Der Film spielt das in einzelnen Episoden durch,
die nichts anderes sind als Versuchsanordnungen, der Übersichtlichkeit
halber fast ausschließlich Paarbeziehungen. Der Doppelsinn des (englischen)
Filmtitels ist sprechend: Sprache des Herzens ist immer schon auswendige
Sprache, Inwendigkeit ist nicht durch einen Rückgang auf eine, eben:
inexistente, wahre Sprache wiederherstellbar, sondern nur im Einbezug von,
im Spiel mit den überlieferten Semantiken. Spiel und Herz und Zitat
sind, ineinander unauflösbar verstrickt, die sine quibus non einer Sprache
der Liebe und des Todes im Zeitalter der Durchschaubarkeit und Durchschautheit
des Hergekommenen. Das Kalkül liegt also, wenn man so sagen darf, in
der Natur der Sache - und der Aufwand der Produktion von Effekten wie
Rührung, Erschütterung etc. bleibt immer sichtbar. Das heißt:
er ist nicht Ideologie (wie in Filmen wie 'Central Station' oder, hier nun,
'Three Seasons'), sondern durchschaute
Ideologie.
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Na toll, werden die sagen, die an die Möglichkeit
einer Rückkehr zur Naivität glauben, was ist damit schon gewonnen.
Statt der Offenlegung der Effektproduktion sehen sie in einem solchen Film
nur die Effektproduktion, statt der Reflexion das Kalkül, statt der
Intelligenz der Dialoge, ihrem großartigen Witz nur die Unfähigkeit,
die einfachsten Dinge zu sagen, und statt der kalkulierten, restituierten
Sentimentalität nur die Sentimentalität. Die Differenz, die
entscheidet, liegt nicht in irgendwelchen Überwindungen bekannter Muster,
auch filmsprachlicher Muster, sondern in ihrer bewußten Verwendung.
Diese ironische Sprache kennt kein Jenseits ihrer Situation (was nicht
heißen soll, daß es nicht doch Sprachen gibt, die die Effekte
eines solchen Jenseits eindrucksvoll inszenieren), sie kennt nur das
möglichst reflektierte Sich-Zurechtfinden im Stereotyp. Und dieser Film,
als die Versuchsanordnung, die er ist, brilliert innerhalb des Rahmens, den
er sich gesetzt hat, den er als gesetzten in der gesellschaftlichen (d.h.
semantischen) Gegenwart vorfindet. Nicht alles natürlich ist
überzeugend gelungen, manchmal ist man ermüdet von allem Geist,
den die Figuren auf der Zunge tragen, und es gibt Autoren/Regisseure, die
unter denselben Bedingungen bessere Filme machen (Kevin Smith etwa, oder
Hal Hartley) aber das eine muß man dem Film zugute halten: er bleibt
bis zum wiederum ironischen Schluß der Geschichten- und
Familienzusammenführung auf der Höhe seiner
selbst.
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