Die Dreistigkeit,
mit der die Fortsetzung des großen Erfolgs aus Australien dem Schweinchen
alle Possierlichkeit austreibt, verwundert und hat, wie zu erwarten war,
ins kommerzielle Desaster ge- führt. Ein schlechter Film ist 'Schweinchen
Babe in der Großstadt' deswegen aber noch lange nicht.
Wenn man erst einmal vergißt, daß
der erste Teil die optimistische Lektion von der gesellschaftlichen
Konstruiertheit sozialer Rollen, wie etwa und beispielhaft des Schafehütens
(Aufnahme und Wendung der gender-Debatte) mit der noch optimistischeren
von deren diskursive Überwindbarkeit im und als herrschaftsfreier/n
Diskurs (Habermas) verbunden hat, kann man auch an Babe in der Großstadt
sein, wenngleich sehr viel boshafteres Gefallen finden. Aus der ländlichen
Idylle cum progressiver Gesell- schaftstheorie sieht man sich in eine
konglomerathaft idealtypische Großstadt versetzt, in der keine anderen
Gesetze als die des Sozialdarwinismus herrschen. Friedliebende und wenig
wehrhafte, deswegen aber noch lange nicht durchweg herzensgute,Tiere haben,
unter der Obhut einer merkwürdigen, aber doch gutherzigen Frau und
Hotelbesitzerin eine Nische gefunden, in der auch das Schweinchen landet.
Dieses bedrohte Tierasyl ist optisch eindrucksvoll - und erinnert, auch von
der Geschlossenheit seines abweichenden Kosmos, an das Schloß der Addams
Family.
Schwung kommt in die Geschichte, als die Herrin
aus dem Haus ist und die Tiere, um nicht zu verhungern, einen Ausflug in
die böse Welt wagen müssen. Das Schweinchen wird beinahe von einem
Pitbull getötet, rettet ihm zuletzt aber sogar das Leben. Hier ist sie
wieder: Babes moralische Vollkommenheit - nur daß sie in diesem Film
sogleich ins politisch Bedenkliche umschlägt: der Pitbull wird zum
tyrannischen Unterstützer von Babe, der/die/das (?) zum naiven Regenten
eines plötzlich ziemlich monarchisch strukturierten Tiervolks avanciert.
Leider verfolgt der Film diese interessante Wendung nicht weiter, sondern
verliert sich in eine allzu konventionelle Tierlabor-Befreiungsgeschichte,
die erst am Ende noch einmal einen turbulenten Höhepunkt recht komischer
Trapeznummern findet. Der Rückweg in die Idylle gelingt ganz zum
Schluß nur mit durch Ironie etwas gemilderter Mühe. Das Happy-Ending
von der Rückkehr ins Paradies ist ein sich selbst durchsichtiger (falscher)
Märchenschluß.
P.S.: Es lohnt sich, bis ganz zum Ende des Abspanns
zu warten, es gibt eine reizende Belohnung.
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