PLOT
Juli 1969: Im Schaltraum einer gigantischen Antennenanlage in der
australischen Provinz versucht eine Handvoll nervöser Techniker, ihre
Aufgabe, den Funkkontakt zur Apollo 11 nicht abreißen zu lassen, ohne
Blamage über die Bühne zu bringen. Doch während sich Neil
Armstrong für den Mondspaziergang rüstet, häufen sich die
Pannen.
KRITIK
Jede Sternstunde der Menschheit gerinnt umgehend zu einem Bild, zumal
im Zeitalter des Fernsehens: Als Neil Armstrong im Sommer 1969 über
die staubige Mondoberfläche hüpfte, ging das Live-Bild des wackeren
Astronauten -wenn auch nicht ganz rauschfrei- um die Welt. Sein kleiner Schritt
schien der Menschheit, die rund um den Erdball vor den Fernsehgeräten
den Atem anhielt, einen großen Schritt in eine neue Ära zu
versprechen. Doch um Haaresbreite hätten diese Bilder, die sich als
Kulminationspunkt eines zukunftsfrohen Jahrzehnts ins Fotoalbum des Fortschritts
eingeschrieben haben, das Publikum nie erreicht. Mehr als einmal drohte die
legendäre Fernsehübertragung, von allen -selbst von der NASA-Zentrale
in Houston- unbemerkt, zur grenzenlosen Peinlichkeit zu geraten. Aus der
(angeblich wahren) Geschichte des gerade noch abgewendeten Scheiterns zimmerte
nun der Australier Rob Sitch eine leicht bekömmliche Komödie, die
wehmütig von einer Zeit erzählt, in der man der Zukunft noch guter
Dinge entgegensah.
.
Nach seinem Regierstling The Castle" (1997) dreht sich nun alles
um den Stolz eines unbedeutenden Städtchens inmitten der australischen
Provinz: Umringt von einer blökenden Schafherde steht außerhalb
von Parkes ein The Dish" genanntes Ungetüm, eine hochmoderne
Antennenanlage, deren monströses Ausmaß dafür sorgen soll,
daß der Funkkontakt zur Apollo 11-Mission auch dann nicht abreißt,
wenn das Signal von ihrem US-Pendant nicht mehr empfangen werden kann. Solch
große Verantwortung lastet schwer auf den schmalen Schultern des
Technikerteams; offenbar zu schwer, denn die vom nach Parkes beorderten
NASA-Beauftragten (Patrick Warburton) argwöhnisch beäugten
Wissenschaftler tappen von einer Panne zur nächsten. Nichts aber
fürchten die aufgeregten Provinzbürger mehr, als im letzten Augenblick
alles zu vermasseln".
Als sich anläßlich des australischen Beitrags zum
amerikanischen Mondabenteuer hoher Besuch ankündigt, lösen fieberhafte
Vorbereitungen den sonst so geruhsamen Alltag des Städtchens ab: Der
Bürgermeister sonnt sich im Glanz des zu Ruhm gelangten Provinznests
und sieht in der Ankunft des Premierministers das Sprungbrett zur Politkarriere;
Und während sich seine Gattin -fest entschlossen, gute Figur zu machen-
ins zitronengelbe Kostüm zwängt, probt im üppig dekorierten
Ballsaal eine Teenagerband für den Empfang des US-Botschafters. Daß
ihr Jimi Hendrix dabei sichtlich mehr am Herzen liegt als das Einstudieren
der amerikanischen Hymne, kann ihr niemand verübeln. Auch nicht der
Botschafter, der milde über das unvermeidbare musikalische Mißgeschick
hinwegsieht. Als er es sich darauf partout nicht nehmen läßt,
auch der Schaltzentrale der Anlage einen Besuch abzustatten, beginnt sich
die Katastrophe abzuzeichnen. Nach einem Stromausfall haben die Techniker
nämlich die Funkverbindung mit der Apollo-Crew verloren. Während
Cliff (Sam Neill) dem NASA-Hauptquartier und dem überaus neugierigen
Botschafter ein Lügenmärchen nach dem anderen auftischt, um die
Blamage zu vertuschen, zerbricht sich sein Team (Kevin Harrington, Tom Long)
den Kopf, wie man die aktuelle Position vielleicht doch noch berechnen
könnte.
Damit ist der Boden für eine Revue aus ebenso amüsanter
wie belangloser Situationskomik bereitet, die der Erhabenheit des historischen
Moments eine weniger glanzvolle, doch äußerst sympathische
Fußnote hinzufügt. Die Komik des Films nährt sich aber auch
aus der Überzeichnung der Figuren, die aus überforderten
Provinzwissenschaftlern und schrulligen Dorfhonoratioren herzhafte Karikaturen
formt, ohne sie je der Lächerlichkeit preiszugeben. Mit The Dish"
glückte Sitch ein Film, der sich so sehr um Liebenswürdigkeit
bemüht, daß man gerne darüber hinwegsieht, daß er zuletzt
einen kräftigen Schuß Dramatik in die altbackene Gemächlichkeit
seiner Komödie gießt. Als er dann aber der Versuchung erliegt,
das historische Bildmaterial der Mondlandung zu klebrigem Pathos zu verarbeiten,
macht er gerade jenen Ton zunichte, dem The Dish" immer dann seinen
Charme verdankt, wenn er mit beiden Beinen auf festem Provinzboden steht,
statt nach den Sternen (oder dem Mond) zu greifen. |