Fluch und Glück der Filme Sorte Rififi ist es, dass
ihre Struktur ein für allemal fest steht. Natürlich kann man an
diesem sekundären Parameter Feineinstellungen vornehmen, kann man jene
Variable leicht verändern: im Zentrum des tief libidinösen Begehrens
der Protagonisten wie des Betrachters wird sich immer wieder das Objekt finden,
das es zu entwenden gilt. Der Gegenstand selbst ist dabei austauschbar, leer,
also, im Prinzip immer: Geld. Der Reiz liegt in den Hüllen, in die er
gekleidet ist, durch die man hindurchstoßen muss, um ans selbst eher
obskure Objekt der Begierde zu gelangen, in diesem Fall: ein Szepter aus
dem 17. Jahrhundert. Diese Hüllen sind, da muss das Genre mit der Zeit
gehen, zunehmend technoid, auf ihrer Oberfläche jedenfalls. Daher all
die Computer - und leider auch all die zu den schrecklichsten Klischees
einladenden Nerds - mit denen man es spätestens seit dem brillanten
Sneakers und nun auch in The Score zu tun hat.
Was aber dennoch am wichtigsten bleibt, da ist das Genre in seiner
Sehnsucht nach guter alter Darstellbarkeit meist rettungslos anthropozentrisch,
ist die Hand- und Fußarbeit, ist, ein schönes Sinnbild (auf
dergleichen kommt The Score leider an keiner Stelle), der Tropfen
Schweiß, ist die falsche Bewegung, die das ganze ausgetüftelte
Einbruchs-Kartenhaus zum Einsturz bringt. Also wird geschweißt und
geklettert, Robert De Niro hangelt sich die Decke lang, eilt durch
Abwasserkanäle, zerstört den Safe durch rohe physische Gewalt.
In seiner Struktur unterscheidet sich The Score um nichts von den
Konventionen, immerzu geschieht folglich das, was man erwartet hat. Dennoch
bleibt die Einbruchs-Sequenz leidlich spannend, die Musik, der schnellere
Schnitt, die ständige Gefahr der Entdeckung: primitive Mittel, aber
sie funktionieren.
Alles, was über diese Kernstruktur hinausgeht, ist, streng genommen,
komplett überflüssig und hat daher originell und überraschend
zu sein, um diese seine Entbehrlichkeit zu verschleiern. Auf diesem Gebiet
scheitert The Score, und zwar einigermaßen jämmerlich.
Am interessantesten noch, dass man Montreal zum Schauplatz gewählt hat,
das sind unverbrauchte Bilder, die man gerne sieht. Das Jazzclub-Ambiente,
das Drama um den von Marlon Brando in Buddha-Form gebrachten Auftraggeber,
die ihre eigene Überflüssigkeit in den miserablen Dialogen zum
Himmel schreiende Liebesgeschichte, selbst der Generationenkonflikt zwischen
dem jungen (Edward Norton) und dem alten (Robert De Niro) Meisterdieb: alles
herzlich langweilig und geschenkt und an seiner Einfallslosigkeit erstickt.
Das gilt auch für die Inszenierung, die einerseits strikt funktional
sein will, dazu aber zu behäbig ist, zu selten auf den Punkt kommt,
die aber auch nie den relaxten Rhythmus findet, auf den sie andererseits
hinauszuwollen scheint. So also ist der Film nicht weniger, nicht mehr als
solides, aber biederes Handwerk.
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