In einer gutbestückten Videothek namens Curve Inn Video
irgendwo im mittleren Westen der USA, entdeckte der Horror-Fan Christopher
Curry 1985 eine mit Blutspritzern aufgemachte Videobox. Titel des innenliegenden
Films Blood Feast. Bis dato hatte der Autor noch nichts von dem Godfather
of Gore gehört, geschweige denn gesehen. Er entlieh den Film und sah
ihn sich noch am gleichen Nachmittag an. Danach war nichts mehr so wie vorher...
Curry wollte mehr über den Regisseur in Erfahrung bringen, musste jedoch
feststellen, dass es kein lieferbares Buch über HGL gibt. Kurzum fasste
er den Entschluß, selbst ein Buch zu schreiben. Die jetzt vorliegenden
255 Seiten sind das Ergebnis jahrelanger mühevoller Kleinarbeit, die
damit belohnt wurde, dass der Autor seinen Meister" kennenlernte und
ihn von seinem Buchprojekt überzeugen konnte.
Curry, der vorher weder als Autor noch als Filmkritiker in
Erscheinung getreten war, ist es gelungen, mehr als ein bloßes
Fanbuch zu erstellen. Er nimmt uns mit in die düsteren
Seitenstrassen" des amerikanischen Filmbusiness der 50iger und 60iger
Jahre. Was das Fernsehen in Sachen Sex, Gewalt und Perversion nicht zeigen
darf und die großen Studios an der Westküste nicht zeigen können
oder wollen, eröffnet den kleinen unabhängigen Produktionen neue
Möglichkeiten. Dies erkennt auch der Professor für Literatur an
der Universität Mississippi, der nebenbei in der Werbebranche (auch
heute noch) erfolgreich tätig ist. Lewis besitzt eine eigene Werbefirma
mit vollem Filmequipment. Auf Anraten eines Freundes, es mal mit Spielfilmen
zu versuchen, da sei schließlich mehr Geld mit zu machen, gelangt Lewis
an David Friedman, keinen Unbekannten im B-Movie-Business. Der Rest ist
Off-Kino-Geschichte. Der reichhaltig bebilderte Band teilt die Karriere HGLs
in 7 Kapitel. Angefangen von den Nudies der 50iger Jahre, über die
Entwicklung des Gore-Films, zu den Biker-Filme in den späten 60igern
und den zuletzt gedrehten Filmen wie The Wizard Of Gore und The
Gore Gore Girls. Im Anhang befindet sich ein sehr ausführliches
Interview mit dem Meister himself, in dem er sich als sehr humorvoll und
geschäftstüchtig zu erkennen gibt.
Die Filme von Herschell Gordon Lewis sind sicherlich nichts für
den konventionellen Geschmack (so auch die Stills in diesem Buch), denn Titel
wie 2000 Maniac, Color Me Blood Red und Something Weird halten
das, was sie versprechen. Pure Blut- und Fleisch-Orgien! Nichtsdestotrotz
ist man erstaunt, wie weit der Filmemacher mit seinen, zugegebenermaßen
oftmals kruden Plots, seiner Zeit voraus ist. 1968 läßt er eine
weibliche Motorrad-Gang eine Stadt terrorisieren und schließlich gegen
eine traditionell männerbesetzte Biker-Gang gewinnen! Die
Special-Effect-Freaks wird es freuen, wenn Lewis seine Tricks bezüglich
des literweisen Verbrauchs von Blut und des Verschleißes von dutzenden
von Organen preisgibt.
Alles in allem ein sehr schön gemachter Band, dem man hierzulande
mehr Nachahmer wünscht: Hey ihr B-Movie-Freaks, raus mit euren gehorteten
Infos und ein Buch gemacht!
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