Das Gesetz von "All That Heaven Allows" ist nicht der Exzess.
Ein Melodram der einfachen Form und vielleicht deshalb das Muster mit Wert
für zwei Remakes, die sich eher in das Vorbild einschreiben als es zu
reproduzieren: Fassbinders "Angst essen Seele auf" und Todd Haynes' "Far
From Heaven". Die Struktur ist so minimalistisch wie durchschlagend: Cary,
eine Witwe aus der besseren Gesellschaft liebt einen Mann, der jünger
ist und Gärtner. Die Kinder sind dagegen, ihre Freundinnen sind es auch.
Sie entsagt, unter Schmerzen, und lernt, was sie lernen muss, um unter den
gegebenen Umständen lieben zu können.
Flankiert ist sie von zwei Großtheorien. Die Tochter ist
Freudianerin in der Theorie, die auch die Übereinstimmung von Theorie
und Praxis verlangt, in der Wirklichkeit aber sieht es dann anders aus. Und
Ron, der Gärtner, ist ein Thoreau in heutiger Zeit. Sein Walden ist
eine kleine Mühle am Rande der Vorstadt, mehr Natur als Gesellschaft,
das Reh, das immer wieder durch den Schnee läuft (und ins Schlussbild
hinein) steht dafür in der Weise, in der hier alles ohne Subtilitäten
auf den Punkt gebracht wird. Jedenfalls: Die Verlogenheiten und Konventionen
liegen klar zutage. Das Gegenkonzept gegen die Gesellschaft ist die
Gegengemeinschaft. Ein Kreis von Freunden ohne soziale Zwänge.
Sirk umgibt seine Heldin mit Spiegeln und Oberflächen. Keine
Reflexionsbilder, sondern Betonung des Glatten ohne Tiefe. Zugestellt ist
der Raum, in dem sie agiert und reagiert, von kalten Abbildern ihrer selbst,
noch im Fernseher, der geradezu zeremoniell in die Mitte des Wohnzimmers
gestellt wird - eine Austreibung -, aber es ist darin und daran nichts zu
sehen als das Glas, die Scheibe, der Spiegel, hinter den nicht zu gelangen
ist. Symbol der Pazifizierung der Frau, Verstellen des Wegs, es ergibt sich
ein enger Kreis, im Wohnzimmer: Tisch, Sofa, Fernseher, Mise-en-abyme der
Gesellschaft, die Mauern aus Worten baut, Gehässigkeiten.
Es wird ihr eine Lektion erteilt, die so einfach ist wie der Film,
der mehr Geometrie ist als Gefühl und dies in den atemberaubenden Kulissen,
die die Technicolor-Farben darstellen. Eine sehr amerikanische Lektion: Stand
by your man, stand by your feelings. Rückzug an den Weiher, in den Wald.
Das Schlusstableau: das einzige Fenster, das nicht abweist, sondern
durchlässig ist, für den Blick, die Zukunft, die Utopie (diese
Utopie; Fassbinder wird in der parallelen Schlusseinstellung viel
ausdrücklicher vom Spiegel wegschneiden und den Widerstand in die
Gesellschaft hinein stellen; das Fenster bleibt im Hintergrund, intransparent).
Bei Sirk: der Schnee, die Natur, ein junger Hirsch.
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