Andrzej Wajda: Asche und Diamant (Polen 1958)

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Andrzej Wajda: Asche und Diamant (Polen 1958)

Polen 1958
 

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Andrzej Wajda: Asche und Diamant (Polen 1958)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Zwei Tage nur sind es, über die sich das Geschehen von Asche und Diamant erstreckt, der letzte Tag des Krieges, der erste des Friedens: der 7. und der 8. Mai 1945, Andrzej Wajda genügen sie zur Darstellung einer historischen Zwischenzeit. Zwei Widerstandskämpfer, im Auftreten eher Auftragskiller, die sich an die Tage des Aufstands im Warschauer Ghetto beinahe schon mit Nostalgie erinnern, sollen einen aus Russland zurückgekehrten kommunistischen Funktionär ermorden. Sie verwechseln ihr Opfer, quartieren sich in einem Hotel ein und lauern dort auf eine neue Chance.

Das Hotel, die eine Nacht belädt Wajda, mitunter allzu forciert, mit emblematischer, gelegentlich geradezu existenzialistischer Bedeutung. Eine Niemandszeit in einem Niemandsland, Maciek philosophiert - einmal zu oft, vielleicht - über die Sinnlosigkeit des Lebens und hadert mit seinem Auftrag. Er flirtet mit der Barfrau, lädt sie ein in sein Zimmer, ist überrascht, als sie kommt. Sie schlafen miteinander. Man hört den Schritt des ausersehenen Mordopfers im Zimmer darüber. Maciek will sein Leben ändern und wird es nicht tun. Unterdessen ein Gelage im Hotel, der Bürgermeister feiert den Frieden und seine Ernennung zum Minister, sein Sekretär betrinkt sich und verspielt, als er in die Gesellschaft platzt, alle Aufstiegschancen. Die Feier endet nicht vor dem frühen Morgen, alle Ordnung ist in zunehmender Auflösung begriffen, als das Licht durch die Fenster bricht, tanzt man eine letzte Polonaise.

In der Mitte der Nacht verlassen Maciek und die Barfrau das Hotel, spazieren in eine finstere Kirchenruine, im Raum, zwischen ihnen, hängt kopfüber ein dornengekrönter Christus. Das ist das wohl faustdickste Bild des Films, der dieses nicht immer subtile Pathos sucht, dessen Bilder es jedoch zu tragen verstehen. Wajda und sein Kameramann spielen mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Kontrasten, atemberaubend die Momente, in denen das Licht des Morgens durch Türen und Fenster ins Hotel strömt. Gesucht, aber auch gefunden die immergleiche Mise-en-Scène von Figuren und Raum. Im Vordergrund im Halbprofil meist an der rechten Seite des Bildes ein Gesicht in Großaufnahme, der Raum und die Bezugsfigur werden, meist tiefenscharf, dahinter gestaffelt. Eine Verzerrung der Wahrnehmung aufs Subjektive, daneben, im Einklang mit der bedrohlichen Atmosphäre der meisten Szenen, oftmals Aufnahmen aus Untersicht. Grandios das Nebeneinander, kopfüber, der Liebenden nach dem Akt, die Kamera schwenkt langsam von der Großaufnahme ihres Gesichtes zu seinem, spricht von Nähe und Ferne zugleich.

Darstellung des individuell Allzumenschlichen trifft auf tiefere Bedeutung, historische Fakten begegnen entschiedenem Kunstwillen in der Gestaltung. Alles in allem gelingt diese Balance zwischen Realismus und existenzialistischer Hintergrundbeleuchtung, nicht zuletzt weil die düstere Atmosphäre, erst recht im Kontext von Liebe und Mord, durchaus an den Film Noir erinnert.

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