Wasser, das Bahngleise zu unterspülen droht - das erste Bild.
Wasser, sehr viel später, das sich aus Aquarien ergießt. Und ins
Wasser geht der Vater, der fehlt in einer Geschichte, der es, auch, um
Vaterschaft geht, eine unsichere natürlich. Eine Finte, zuletzt, der
Selbstmord des Mannes, der keinen Vater hat und stattdessen im Feuer stirbt,
in das das Wasser der Aquarien stürzt. Eine glatte Oberfläche,
Wasser, in der sich da Gesicht Allidas spiegelt, sie zerstört, mit ihrer
Hand, den Spiegel, das Gesicht, von dessen Schönheit die Rede ist, beinahe
von nichts anderem, könnte man sagen, in Tourneurs "Experiment
Perilous".
Der Zug, der unterwegs ist nach New York, entgleist nicht, beinahe
nur. In seinem Innern Hunt, der Erzähler, und Cissie, die zur
Erzählerin wird, später, wenn Hunt in ihren Büchern liest,
die die Geschichte ihres Bruders Nick Bederaux erzählen, bei dessen
Geburt die Mutter starb, der auch seinen Vater nie kennenlernt, der mit vier
Jahren weiß, dass er zum Mörder geboren ist. In freier Natur begegnet
Nick Allida, dem Zentrum des Films, dem Gesicht, dessen Schönheit alle
verfallen, dessen Schönheit alle zu bannen suchen. Er macht sie zu seiner
Frau, nicht nur das. Er wirkt das Werk Pygmalions an ihr, Belebung einer
unbelebten Figur, wie wir erfahren, nachdem wir erneute Stillstellungen gesehen
haben. Die Skulptur, die Frau mit dem Schlangenhaar, die "die Frau" darstellt.
Und das Gemälde, das Hunt aufsuchen wird, dem er verfallen wird, bevor
er Allida verfällt in jener Pose, die die des Bildes ist, die Teetasse
in der Hand, dasselbe Kleid (von Nick), dieselbe Frisur. Die Frau, die Nick
geformt hat, in Paris. Die Frau, die die Sprache verloren hat, ihren Sohn
zu verlieren droht.
"Experiment Perilous" wird zum Duell, zwischen dem Arzt, der zugleich
Detektiv ist, und dem Mann, der Allidas Vater sein könnte, ihr Ehemann
ist und die Männer tötet, die seiner Frau zu nahe kommen. Es verbirgt
sich hinter den verzögerten Enthüllungen, die die narrative Struktur
des Films ausmachen, eine simple Geschichte. Allida und die Natur, für
die die Margeriten stehen, ein Motiv, an dem der Plot zu hängen beginnt,
der, andererseits, in eine Reihe mit Filmen wie Gaslight gehört
oder Sirks Sleep, My Love (auch ein Film, der in einem Zug beginnt).
Allida, die aus der Natur gerissen wird in die Zivilisation, für die
erst Paris steht, dann das winterlich kalte New York, in die Entfremdung,
für die der Mann als falscher Vater steht. Und die zurückkehrt
in die Natur, mit dem Mann, auch nicht der jüngste, der den Vater, der
keiner ist, ersetzen kann. Eine Kette der Verkennungen, die - egal, ob es
mit rechten Dingen zugeht, das heißt: ob hier eine wirkliche therapeutische
Durcharbeitung der Verkennungen stattfindet - am Ende aufgelöst wird
in der Restitution einer Kleinfamilie im Margeritengarten.
Die Logik, mit der die simple Geschichte erzählt wird, ist freilich
eine der Verzögerungen. Der Rückblende aus einer Zukunft, auf deren
genauen Ort der Film nie zurückkommt (wie auch anderes spurlos verschwindet,
der Mann etwa, der Hunt verfolgt). Vor Augen geführt werden, retardierend
und erhellend zugleich, die Rückblicke, in denen Cissies Texte in Bilder
verwandelt werden, die über alle Logik der möglichen
Erzählperspektive hinausragen. Seltsam ornamental die zu vielen
Männer, die Allida umkreisen, in Skulpturen, Bilder, Gedichte bannen
wollen, als wäre sie eine Sphinx, die es zu überwinden gilt, die
Rätsel aufgibt. Das Rätsel aber ist ihre Rätsellosigkeit,
dass sie nichts als Schönheit ist, gelehrige Schülerin, die zuallererst
sich selbst verkennt (in ihrer Unfähigkeit, Alec zu lieben etwa) und
zuletzt wieder sein wird, was sie war, befreit zu dem, was er in ihr sieht
(das Naturkind inmitten der Margeriten nämlich), durch den Mann, der
Therapeut und Detektiv zugleich ist.
Die Logik der Erzählung, der Schauplatz, die Motive verschieben
die in der Rekonstruktion so einfache Geschichte ins Gotische, produzieren
ein Unheimliches, das sich gerade dem Offensichtlichen verdankt, dem Gesicht,
der Oberfläche, und der Abwesenheit einer Tiefe, einer Erklärung,
nach der Oberflächen sonst rufen. Der Psychologe bleibt, als Psychologe,
stumm. In der Befreiung der Frau, wenn man es eine Befreiung nennen darf,
wird er zum Künstler, weil der den Kitsch, als der die Kunst hier stets
auftritt, in den Naturausgang verdoppelt. Eigentlich nämlich ist ein
Ende nicht denkbar, das Schlussbild ein Gemälde, das den nächsten
Befreier (in der Person des Ermittlers deutet es sich an) bannen und zur
Tat rufen sollte.
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