Twists & Turns. Ein Mann der von seiner Vergangenheit
eingeholt wird. Der Frau, die er liebt, erzählt er von der Vergangenheit
mit einer Frau, die er liebte. Einer Frau, die zu fangen er beauftragt war.
Er findet sie in Mexiko, verliebt sich in sie. Das Café, in dem sie
erscheint, das Café, in dem er auf sie wartet. Im Dunkeln am Strand,
Fischernetze, ein Kuss, das Meer. Regen, sie fliehen in ihr Haus, er wirft
das Handtuch auf die Lampe, die Kamera schwenkt auf die Tür, die nach
innen schlägt im Sturm. Er wird sie nicht ausliefern an seinen Auftraggeber,
sie fliehen nach San Francisco. Der Zufall spielt sie dort in die Hände
eines Mannes aus der Vergangenheit, die sie hinter sich lassen wollten. Das
Leitmotiv: Deine Taten holen dich ein. Die Frau, die er liebt, tötet
den Mann und ist davon. Zurück zu dem Mann, den sie beinahe getötet
hatte, dem Mann, der Jeff einst beauftragte, sie zurückzuholen. Jeff
Markham, der jetzt Jeff Bailey ist. Und Jeff ist jetzt, da er Ann von seiner
Vergangenheit erzählt, von dieser Vergangenheit eingeholt worden. Er
ist, erzählend, unterwegs zu dem Mann, der nichts vergisst. In den Rahmen
der Fahrt mit Ann fällt die Vergangenheit. Ein Loop. Als er am Ende
seiner Erzählung anlangt, steht er vor der Villa, die aufs Meer blickt,
ein Kuss, der Abschied von Ann. Kurz darauf: Ein Blick über die Schulter,
auf Kathie Moffat, die Frau, die er gefunden, die ihn verlassen, die ihn,
wie er nun erfährt, verraten hat.
Labyrinthisch dieses Ineinander von Einst und Jetzt. Die Gegenwart
ist Wiederholung, Fortsetzung, unverständlich ohne die Vergangenheit.
Und doch werden die Verhältnisse, die wahren Motive, Zug um Zug opaker.
Eine weitere Frau kommt ins Spiel, femme fatale auch sie, ohne die
Ambivalenzen freilich, die Kathie Moffat so schwer lesbar machen. Umso
schockierender immer wieder die Eindeutigkeiten: Kathie mit der Waffe in
der Hand, eiskalt mordend. Das ist der Bruch, das Ende der ersten Runde.
Aber es geht weiter, unter verwickelteren Umständen. Eine Geschichte
wie ein Palimpsest, hinter den Bildern sind weitere Bilder, hinter den Gesichtern
sind Leidenschaften zu vermuten, die ihnen nicht anzusehen sind. Intrigen
und Gegenintrigen, ein Zug um den anderen, mit Hintergedanken und im Vordergrund
nichts als Freundlichkeiten. Wenn nicht eine Liebe, die zum Scheitern verdammt
ist, weil die Umstände, die man sich schafft, nicht so sind. Nennen
wir es Schicksal.
"Out of the Past" ist ein Film, der erst in seiner , als seine Struktur
verständlich wird. Dazu gehören auch, vor allem vielleicht, die
Räume und Wechsel der Orte. Jeffs Rückzug in die Provinz, Mexiko
als Sehnsuchtsort und San Francisco als die Alltag gewordene Utopie einer
unmöglichen Liebe. Immer wieder Stadt und Land. Der See, der Fluss,
Natur, das Meer, das Licht bricht sich im Wasser, Zweige spielen als Schatten
auf den Gesichtern. Nicholas Musuracas Kamera betreibt Lichtkunst ohne alle
Manierismen, stellt, strukturell, das eine nur gegen das andere, Zivilisation
gegen Natur, Utopie gegen Ausweglosigkeit, die offene Landschaft gegen das
Noir der Stadt. Dazwischen, als Bindeglieder, aber auch als zentrale
Aushandlungsorte: Autos. Jeff, der eine Tankstelle und Autowerkstatt betreibt.
Sein Freund, der ihn in Los Angeles chauffiert. Der Erzählort des
Vergangenheits-Einschlusses. Und das Ende, natürlich, wieder im Auto.
Ein Film ohne Zentrum, zwischen einst und jetzt, hier und da, Liebe und Hass.
Der Titel setzt in Bewegung, was nicht zur Ruhe kommen kann: Aus der
Vergangenheit. Von Zukunft ist nicht die Rede.
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