Eine Familie - zwei Welten. Der Angestellte Yoshii ist in einen
Vorort von Tokio gezogen, um näher an seiner Arbeitsstätte, aber
auch an seinem Chef zu sein. Seinen Söhnen gegenüber tritt er als
Autorität auf (nicht immer ganz glücklich: etwa in Unterhosen),
dem Chef gegenüber ist er devot. Die Kinder haben sich ihre Welt erst
zu erobern, in der der Unterdrückungsdrang ebenso wie die Kameradschaft
sehr viel expliziter markiert sind als unter den Erwachsenen. Mit der
Freundschaft eines starken Verbündeten sichern sie sich Respekt, werden
zu den Anführern der lokalen Clique, prahlen auch mit ihrem Vater. Dann
aber kommt es zur Kollision der Welten, bei einer privaten Filmvorführung
des Chefs, auch die Kinder sind anwesend. Der Vater gibt den Klassenclown,
alles lacht, die Kinder schämen sich, eilen nach Hause und verweigern
den Gehorsam. Sie sitzen in Stühlen vor dem Haus, stampfen mit dem Fuß
und wollen nicht essen. Die Versöhnung folgt, als Einsicht in einen
Lauf der Welt, der ohne weiteres nicht zu ändern ist, ausagiert wird
sie unter den Söhnen, als aus weiterer Verantwortung vorderhand entlassener
Kameradschaft: der Tyrannei, die die hierarchischen Verhältnisse betont,
wird spielerisch die Hälfte, könnte man sagen, ihres Ernstes
genommen.
Nicht auf den Konflikt hin wird hier erzählt. Vielmehr ist es
Ozu darum zu tun, dabei zu sein. Bei den Kindern, die in der Wiese sitzen
und ihre private Kalligraphie-Stunde abhalten. Bei den Aushandlungen der
Hierarchien, in der Welt der Erwachsenen wie der der Kinder. Melancholisch
geradezu die Situierung; nicht die Stadt, der Vorort: wieder und wieder
fährt der Zug nur durch, die Mittelklasse im Windschatten, pathetisch
könnte man sagen: der Geschichte. Alles kein großes Drama, traurig
ist es, wie es ist, aber kaum abänderlich. Wichtig, wünschen die
Kinder, soll der Vater sein, aber er ist es nicht. Die Kamera ist bei ihnen,
weiß aber immer schon mehr. Auf ihrer Augenhöhe weiß sie
schmerzlich um die Unlösbarkeit der Konflikte, die die Kinder noch heroisch
austragen. Die Kamera kennt keinen Widerstand gegen das, was sie zeigt, die
Härte ihrer Beschreibung liegt im Negativen: im Verzicht auf alle
Sentimentalität. Sie zeigt und zeigt. In Bewegung ist sie mit den Kindern,
identifiziert sich - scheinbar - mit ihnen im Travelling, begleitet sie auf
ihrem Weg, auf ihren Wegen, den immerselben. Und doch: sie bekommt dann wieder
mehr ins Bild, den Vater, die ganze Familie. Nichts wird denunziert, der
Vater am wenigsten, rite de passage: Dein Vater ist nicht der Größte.
Die Mutter ist präsent und auch nicht, sie schmiert die Pausenbrote,
Zeugin der Filmvorführung, Instanz der Einweisung der Kinder ins wahre
Wesen der Welt ist sie nicht. Ein Film über den Vater, seine Schwäche,
seine Stärke. Der Film ist mit den Kindern und zeigt, uns, wie wir den
Vater akzeptieren können, weil die Welt ist, wie sie ist. |