Eine Frau sitzt, in freier Natur, an einer Schreibmaschine. Sie
ist Schriftstellerin vor weißem Papier, auf der Suche nach einer
Geschichte, die noch nicht erzählt ist. Ins Auge fallen ihr zwei
Männer, einer im Auto, einer auf dem Pferd, die ein Wettrennen beginnen.
Heureka, das gibt ihr die Idee. Die Erzählung, die folgt, wird so gerahmt,
das Auto bietet Gelegenheit für den entscheidenden neuen Dreh in einer
alten Geschichte. Nicht ganz so hergebracht ist aber auch die Tatsache, dass
es sich hier offenkundig um weibliche Autorschaft handelt (den Film als ganzen,
aber auch die fiktive Verfasserin - nicht zuletzt der höchst eigenwilligen
Zwischentitel - betreffend) - und, beim Western, der nun erzählt wird,
um eine Frauenfantasie.
Die Geschichte spielt an einer Grenze, eine genreübliche
frontier, hinter die es vorzudringen gilt, ist es nicht. Die USA und
Mexiko, die hier aufeinander stoßen, sind klar konnotiert, Haudegen
und aufrechte Helden hier, der Schurke mit seiner Gang in der
unzugänglichen Wüste da. Es tritt auf eine junge Frau -
Schriftstellerin wie die, die in der Rahmenerzählung diese Geschichte
schreibt; gespielt, natürlich, gleichfalls von Nell Shipman -, Tochter,
wie es scheint, eines Mineneigentümers. Vom Verwalter wird sie, auf
der Suche nach inspirierender Atmosphäre per Kutsche und Pferd (durch
die Wüste) dahin, zur Mine transportiert. Am Ankunfts-Grenzort
zurück bleibt der Mann mit dem Auto, nicht mehr ganz jung, aber sogleich
verzaubert von der Frau, die so ganz anders ausfällt als - Stichwort
Schriftstellerin - erwartet.
Kaum in der Mine angekommen werden die junge Frau und der Verwalter
vom mexikanischen Schurken überfallen, in ihrer Not schickt sie, den
Hund als Boten einsetzend, einen Brief, nach Rettung rufend, an den Herrn
in der Stadt. Der überlegt nur kurz und setzt den Geflohenen mit dem
Auto nach. Mitten durch die Wüste. Über Stock und Stein, durchs
Gebüsch, durch den Fluss und durch die Prärie. Er kommt zurecht,
es ist dies die erste spannungserzeugende Parallelmontage, kurz vor der
drohenden Vergewaltigung, gegen die allerdings auch sie sich
tatkräftig zur Wehr zu setzen versteht. Der Retter schwingt sie in den
Wagen und nun kommt es wirklich zur mutmaßlich ersten Autoverfolgungsjagd
der Filmgeschichte, der Maxwell voran, die Ganoven zu Ross hinterher.
Tempo wird erzeugt durch die rasche Montage, das hin und her zwischen Fliehenden
und Verfolgern, Tempo ist auch im Bild, die rennenden Pferde, das über
die gewaltigen Bodenunebenheiten hüpfende und felsige Anstiege
emporkletternde Auto. Die Kamera bleibt dabei weitestgehend statisch.
Es endet mit dem Triumph des neuen Zeitalters, denn nicht nur kommen
die Fliehenden davon. Zuvor schon haben sie den einen oder anderen Verfolger
abgeknallt, mit Schwung stößt die Fahrerin (sie hat längst
das Kommando übernommen) das Hinterteil des Wagens, dessen Schnauze
sie zuvor noch gestreichelt hat (ja, das Ding ist natürlich ein Pferd,
aber mit Motor: something new), gegen einen Felsen, der
herabstürzend die ganze Bande zermalmt, das sehen wir auch im Bild:
ein Gewalt-Still im Film. In Rettung und Überleben hat das Paar sich
gefunden, Blende zurück auf die Rahmenerzählung. Die Moral von
der Geschichte: If Motor, if Maid, there is always something new. Dann
fällt ihr, die mit fliegenden Händen diese letzten Sätze schreibt,
die Schreibmaschine vom Felsen, auf dem sie stand. Sie schrieb dann nicht
weiter: The End.
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