Es sind glücklichere Ehen geschlossen worden als die zwischen
Martha Ivers (Barbara Stanwyck) und ihrem Mann Walter O'Neill (Kirk Douglas),
die sich nur einem Mord verdankt. Martha stößt als Jugendliche
ihre verhasste Tante die Treppe hinab, Walter ist Zeuge und schweigt um den
Lohn der Frau, die er begehrt, hinter deren Geld sein das Spiel durchschauender
Vater her ist. Jedoch gibt es einen dritten, Sam Masterson (Van Heflin),
den Jungen, den Martha eigentlich liebt, der aber nach der Tat mit dem Zirkus
auf und davon geht. Martha wie Walter glauben, und irren sich darin, auch
Sam sei Zeuge des Mordes - entsprechend groß ist das Entsetzen, als
er nach achtzehn Jahren wieder in Iverstown auftaucht.
Walter, der inzwischen, angetrieben von Martha, ein erfolgreicher
Politiker und, verachtet von Martha, ein haltloser Trinker geworden ist,
will nur eines: Sam los werden. Martha aber, überaus erfolgreiche
Geschäftsfrau, sieht die Chance, noch einmal von vorne anzufangen, Sam
nach all den Jahren für sich zu gewinnen. Eine vierte kommt ins Spiel,
die verführerische, soeben aus dem Gefängnis entlassene Toni Marachek
(Lizabeth Scott), heimatlos wie der als Spieler durch die Lande ziehende
Sam. In geradezu unverschämter Manier präsentiert der Film Geld
und Macht als Produkte von Mord und Korruption, das erfolgreiche Paar als
sado-masochistische Zwangsgemeinschaft neurotischer Verbrecher. Als positives
Gegenbild figurieren ein ehrlicher Spieler und eine aufrichtige Diebin, am
Ende steht, genau innerhalb dieser Matrix, die Wiederherstellung der (allerdings
reichlich verqueren) moralischen Ordnung.
Dazwischen aber liegen Leidenschaften, die sich der Moral nicht
fügen. Nicht nur will Martha Sam, auch Sam will Martha. Walter ist zu
allem bereit, auch zum Mord, um die Untat, auf der seine Existenz ruht, nicht
ans Licht kommen zu lassen. Und Martha will Walters Tod, durch Sams Hand:
er wäre dann in der ihren wie sie in der seinen. Es ist ein seltsames
Viereck, in das Toni Marachek nie ganz passen will - sie ist, zunächst,
vor allem die Verkörperung einer Plotnotwendigkeit, verschiebbares
Unterpfand der Intrigen. Dennoch verleiht ihr Lizabeth Scott gerade durch
ihre offensichtliche darstellerische Beschränktheit eine erstaunliche
Präsenz; Kirk Douglas auf der anderen Seite, kommt - dies ist sein
Filmdebüt - frisch vom Theater und man merkt es in jeder Szene. Barbara
Stanwyck und Van Heflin fallen genau mit den vom Drehbuch vorgesehenen Rollen
zusammen, in Stanwycks Fall keine geringe Leistung, Martha Ivers ist eine
sehr komplexe femme fatale. Das Drehbuch von Robert Rossen ist, abgesehen
von den oft präzisen und raffinierten Dialogen, brillant gerade darin,
dass auf jeden zweiten Blick nichts recht aufgehen will. So klar die Motivationen
an der Oberfläche scheinen, vom Verhalten der Figuren wird man immer
wieder überrascht. Dies gilt insbesondere vom Ende (vor dem Happy End),
ein in ein einziges Bild gefasstes Urteil, das Sühne und Verzweiflung,
Liebe und Schuld, Mord und Selbstmord kaum auflösbar in sich
vereint.
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