Ein Film über narrative Ordnung. Erzählt wird die
Liebesgeschichte von Izabel und Ahmed, die böse endet. Die ersten Bild,
noch vor dem Vorspann, zeigen einen Sexualwissenschaftler, der doziert. Dann
sieht man Izabel am Arbeitsplatz, mit ihrer Kollegin und Freundin Roza, ein
Bote ist auch im Bild. Daraus wird eine Geschichte werden, noch aber ist
da nur ein offenes Tableau. Bilder anderer Art drängen dazwischen, ein
Mord ist geschehen, der Tatort wird inspiziert, die Leiche geborgen. Izabel
zusammen mit Ahmed, Szenen einer Liebe, denen weitere folgen, unterbrochen
von Material vom anderen Ort, aus anderer Zeit. Informationen über das
Töten von Ratten, Dokumaterial vom sozialistischen Sturm auf die Kirchen,
ein deutsches Kampflied von Majakowski und Eisler, ein zynisches Gedicht
über den Tod der Ratten.
Die jugoslawische Gegenwart präsentiert sich wie nebenbei, auch
im Alltag des Paares, von Fernsehen bis Kuchenbacken. Izabel ist doppelt
fremd an diesem Ort: als Ungarnstämmige mit entsprechendem Akzent, als
"moderne" Frau, sexuell freizügig, zur Unterordnung nicht bereit. Die
narrative Ordnung stellt sich sukzessive her, was hier erzählt wird
und da, beginnt aufeinander zuzulaufen. Ein Kriminologe doziert, dann findet
eine Sektion statt. Der Fortgang der Liebe gerät unter die Perspektive
der Frage: "Was wird geschehen sein?" Der Bruch erfolgt abrupt: Izabel
schläft mit dem Boten, wird schwanger, von einem Bild zum nächsten
ist die Beziehung zu Ahmed zerstört, er trinkt, verwahrlost, der Abhang
zum bitteren Ende wird steiler.
Über die Figuren erfährt man in dem Film eigentümlich
wenig. Sie bleiben beinahe Demonstrationsobjekte; eine Haltung zu dem, was
geschieht, drängt der Film nicht auf, nur den Abstand der Gefühle.
Izabels Scheitern wird nicht als tragisch beschrieben, Schuld wird nicht
verhandelt, jedenfalls nicht als moralische oder gesellschaftliche Kategorie
- eher schon scheinen ein Prinzip der befreiten Sexualität, Izabel,
strahlend blond, und ein Prinzip des Todes gegeneinander zu stehen: Ahmed,
der die Ratten tötet und dann Izabel; türkischer Herkunft, ein
Fremder auch er in der Gesellschaft. Die Geschichte schließt sich am
Ende zum Ganzen, der Film aber bleibt in vieler Hinsicht opak.
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