Seit dem 26. Juli 2004 ist ein neues Kunst- und Kulturmagazin auf dem
Markt, das KünstlerInnen aus dem Nahen Osten, dem Iran, der Türkei
und der Diaspora eine Plattform bieten und eine junge Generation von Kreativen
vernetzen will.
"Bidoun" erscheint vierteljährlich auf Englisch und soll in Zukunft
sowohl partiell in der Print-Version als auch im
Internet auf Arabisch
und Farsi publiziert werden. Die Redaktion besteht aus vier Journalistinnen,
die an unterschiedlichen Stellen der Welt - Berlin, New York, Teheran - ihr
Büro haben und vernetzt über elektronische Medien miteinander
kommunizieren.
Gedruckt wird das Magazin in einer Auflage von 15 000 Exemplaren in Dubai,
wo auch der private Sponsor sitzt, der eine Finanzierung von vier Ausgaben
sicher stellt. Das erste Exemplar von "Bidoun" (arabische Bezeichnung für
Staatenlose in Kuwait) liegt in der Hand wie in glänzendes, graues
Geschenkpapier gehüllt. Für europäische Gepflogenheiten
gewöhnungsbedürftig liest es sich von hinten nach vorn, rechts
oben nach links unten in Text und Bild.
Der "Perspektivenwechsel", den die Redakteurin Alia Rayyan bei einem
Gespräch in ihrem Berliner Büro unterstreicht, bezieht sich nicht
nur auf diese äußere Form, sondern auch auf die Inhalte. In der
aktuellen Ausgabe "We are spatial" eröffnen Fotos aus Damaskus und Beirut
den Textreigen. Neben Besprechungen von aktuellen Kunstausstellungen stehen
künstlerische Ausdrucksformen jenseits des Mainstream, Film und Musik
einer jungen Generation aus dem Nahen und Fernen Osten im Vordergrund - zum
Beispiel in einer Reportage über "Big Brother" im Iran, eine Besprechung
des Berlinale-Gewinners "Head on" von Fatih Akin sowie ein Artikel über
iranische Konzeptkunst, die den geschlossenen Galerieraum verlassen und den
Weg auf die Straßen Teherans gefunden hat.
Das Thema "Räumlichkeit" zieht sich als Leitmotiv durchs erste Heft.
Eine zweite Ausgabe zur Frankfurter Buchmesse Anfang Oktober wird sich
voraussichtlich unter dem Titel "We are old" mit Archivierung und Traditionen
in der Kunst auseinander setzen. In einer "Entertainment-Ecke" finden ein
Horoskop, Kochrezepte sowie eine Fotosession von am Zoll durchleuchteten
Prada-, Hermes- und Gucci-Taschen ihren Platz. Diese Rubriken erinnern an
Frauenzeitschriften wie Madame, Vogue, Elle & Co., sollten aber weniger
ernst, als irritierend wahr genommen werden. Eine klare Absage an diejenigen,
die neue Zeitschriften auf dem Markt gern in Kategorien einteilen. Die vier
global vernetzten Redakteurinnen - und ihre freien MitarbeiterInnen vor Ort
- gehen in der Auswahl der Themen von eigenen Interessen aus und lesen
gängige Muster gern auch mal gegen den Strich.
"Don't label me" ist Motto des palästinensischen Modeschöpfers
Rami Kshou, der in der aktuellen Ausgabe zur Wort kommt. Ein Slogan, der
gut über dem gesamten Magazin stehen könnte, welches ornamental
geschmückt auf den ersten Blick einfach nur apart aussieht, beim Festlesen
in den einzelnen Artikeln aber deutlich macht, dass es mehr zu bieten hat
als den üblichen schönen Schein in Hochglanzmagazinen.
"Bidoun" ist zum Beispiel in Köln bei der Buchhandlung König in
der Ehrenstraße 4, in Berlin im Haus der Kulturen der Welt und bei
pro qm für 8 Euro zu kaufen. Der Vertrieb erfolgt über
Central Books in
London. Weitere Infos auf der Website von Bidoun.
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