Während Ministerpräsident Silvio Berlusconi Italien
zu seiner persönlichen Ich-AG umgestaltet, touren sieben
Filme aus seiner Heimat durch unsere Kinos. Bereits zum fünften Mal
zeigt das Festival Cinema! Italia! Neues Italienisches Kino
Produktionen, die den aktuellen italienischen Film
repräsentieren, so Rossana Rummo in ihrem Grußwort für
das Kulturministerium in Rom. Diese beim Wort genommen, sieht man anhand
der Auswahl, dass sich jenseits der Inszenierung auf der politischen Bühne
die Realität anders darstellt.
Es ist nicht fair heißt einer der Filme, die alle
in der Ära Berlusconi gedreht wurden. Non è giusto
von Antonietta De Lillo erzählt von Patchwork-Familien, in denen die
Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder aus den Augen verlieren. Ohne
elterlichen Schutz muss die 12-jährige Waise Domenica (Sonntag) in dem
gleichnamigen Film von Wilma Labate auskommen. Der todkranke Polizist Sciarra
begleitet sie zur Leichenhalle, wo sie ihren Vergewaltiger identifizieren
soll. Wie zwei heimatlose Schatten streifen der Kommissar und das Mädchen
durch die Gassen Neapels.
Weniger perspektivlos geht die Sache für die Ribelli per
caso - Die Ribellen von Zimmer 104 aus: Fünf Patienten in einem
Krankenhaus verbindet der Wunsch nach einem anständigen Essen. Sie proben
den Aufstand.
Schlechter haben es die neapolitanischen Fischern in Tornando
a casa - Kurs Heimat. In seinem Debütfilm findet Vincenzo Marra
bedrückende Bilder für die Aussichtslosigkeit im Kampf gegen die
Camorra und für den Erhalt der Arbeitsplätze. Alle vier Filme spielen
in Neapel.
Den voreiligen Schluss, dass Verzweiflung geographisch zu orten sei,
widerlegt Domani - Der Tag danach von Francesca Archibugi. Die
Folgen des Erdbebens in Umbrien verarbeitet die Regisseurin als Spielfilm
mit dokumentarischen Zügen.
Steht bei Archibugi ein ganzes Dorf im Scheinwerferlicht, konzentriert
sich Nina di Majo in LInverno - Winter auf das Innenleben
zweier Paare. Die dominanten Farben, kühles Blau bis eisiges Weiß,
und der Titel spiegeln nicht nur die Gefühle, sondern auch die aktuelle
Situation in Italien wider.
Nach so viel kritischem (Neo-)Realismus im neuen italienischen Kino,
widmet sich Il consiglio degitto - Der Abbé als
Fälscher einem historischen Thema nach einem Roman von Leonardo
Sciascia, dem es nicht an Aktualität mangelt. Ein Mönch kommt 1782
in Sizilien durch einen Betrug zu großem Ansehen. Als dies auffliegt,
macht man ihm den Prozess.
Alle Filme werden in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln
gezeigt.
Eine Liste der teilnehmenden Kinos gibt es bei
Programmkino.de.
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