Daumenkino für Millionen
Fünf Jahre lang arbeitete Peter Docter (32) an seinem
Regiedebüt - dem neuen Disney/Pixar-Trickfilm "Die Monster AG". Mit
Erfolg: Am Startwochenende spielte der vollständig im Computer animierte
Film in Amerika über 60 Millionen Dollar ein. Jetzt kommt der
aufwändige Monsterspaß in unsere Kinos.
Frage: Mr. Docter, wie fühlt man sich nach
fünf Jahren harter Arbeit?
Peter Docter: Hervorragend. "Die Monster AG" ist in Amerika phantastisch
angelaufen. Der Tag, an dem dieser Film in die US-Kinos kam, war für
mich wie die Explosion einer Bombe, die fünf Jahre ununterbrochen getickt
hatte.
Frage: Was gab den Anstoß für dieses
Projekt?
Docter: Als Junge sah ich abends in meinem Zimmer
überall Schatten, die sich bewegten und wie schreckliche Monster aussahen.
Ich habe mich dann unter der Decke versteckt und so die Zeit bis zum Einschlafen
halbwegs sicher überstanden. Den Anstoß gaben also in der Tat
meine "traumatischen" Kindheitserlebnisse. Als ich dann später an der
Vitalität meiner eigenen Kinder zu verzweifeln begann, kam mir der
entscheidende Gedanke für die Story. Irgendwann arbeiteten wir dann
mit 400 Leuten an dem Film.
Frage: Was bereitete dabei die größten
Schwierigkeiten?
Docter: Sullivans Pelz. Organische Flächen
sind im Computer sehr schwer umzusetzen. Um das Fell echt wirken zu lassen,
benötigten wir über drei Millionen einzelne Haarfasern. Deshalb
blieb Sullivan bis zur Fertigstellung des Films vollkommen nackt. Erst am
Schluss wurde der aufwändige Pelz auf den nackten Körper gesetzt
und seinen Bewegungen angepasst.
Frage: Der Films wirkt zugleich künstlich
und realistisch. Wie haben Sie diese Balance gefunden?
Docter: Die Computertechnik ist so weit
fortgeschritten, dass wir aufpassen mussten, den Film nicht zu real wirken
zu lassen. Wir haben uns deshalb für eine sehr künstliche Farbmischung
entschieden. Die Körperteile der Monster wirken realistisch, die
Gesamtdarstellung aber ist wie ein Cartoon.
Frage: Woher kommt Ihre Faszination für
dieses Genre?
Docter: Ich glaube, ich bin damit auf die Welt
gekommen. Schon in der vierten Klasse war ich von der Technik des Daumenkinos
begeistert. Die Bilder bewegten sich und sahen so lebendig aus. Im Grunde
arbeiten wir noch heute mit demselben Grundmuster. Wir stecken Millionen
Dollar in Computer, um hoch kompliziertes Daumenkino herzustellen.
Interview: Johannes Bonke / Rico Pfirstinger
copyright Johannes Bonke/Rico Pfirstinger 2002
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