Am Wochenende ging das 21. Filmfest München zu Ende. Damit
verabschiedete sich Eberhard Hauff, der seit Gründung im Jahre 1983
das zweitgrößte Filmfestival in Deutschland geleitet hatte.
Das Füllhorn der Preise ist geleert. Der französische Krimi
Aram von Robert Kéchichian erhielt den High Hopes
Award. Der Regisseur beschreibt die in Paris angesiedelte Geschichte
um einen Verrat als politisch engagiert und in der Tradition des film
noir stehend.
Hoch dotiert und heiß umkämpft wie jedes Jahr war der
Förderpreis Deutscher Film. 31 Produktionen in der Reihe Made
in Germany - Deutsche Kinofilme konkurrierten um die mit insgesamt
80 000 Euro gut dotierte Trophäe. In den Kategorien Regie und Schauspiel
wurde das etwas andere Heimatschmankerl Hierankl ausgezeichnet.
Der in der Schweiz geborene Filmemacher Hans Steinbichler und Hauptdarstellerin
Johanna Wokalek nahmen ihre Preise in München entgegen. Weitere Gewinner:
Regisseur und Autor Hendrik Handloegten für das Drehbuch zu der im
Ruhrgebiet angesiedelten Befindlichkeitskomödie Liegen lernen
(Kinostart: 4. September) über einen 32-jährigen in der vorgezogenen
Midlife-crisis und Schauspieler Christoph Bach für sein Rollenspiel
in dem Roadmovie Detroit.
Insgesamt gestaltete sich das diesjährige Filmfestival wohl temperiert.
Die solide Münchner Mischung aus Preisanwärtern und -gewinnern
von den Festivals aus Cannes und Venedig, Filmen renommierter Regisseure
und durchstartender internationaler Debütanten sowie die sorgfältige
Pflege des heimischen Nachwuchsbeetes unter dem ein bisschen angerosteten
Gütesiegel Made in Germany bewahrte vor Enttäuschungen.
Gegen Überraschungen blieben sowohl Publikum als auch Fachbesucher in
München gefeit. Experimentierfreude zeigt das Festival seit letztem
Jahr mit der neu eingerichteten VideoArt & Experimental Film Reihe. An
die Bedeutung der Filmstadt an der Isar erinnerte die Reihe zur Münchner
Filmgeschichte. In dem proppenvollen Programm führten die beiden
Schwerpunkte - wie auch einiges anderes - ein Schattendasein.
Nach 20 Jahren engagiertem Schaffen auf dem Filmfest in München
übergibt der bisherige erste Mann Eberhard Hauff ab Oktober die
Geschäfte an seinen Nachfolger Andreas Ströhl, der bislang die
Filmabteilung des Goethe-Instituts leitete. Eine Veränderung, die dem
Festival gut tun könnte, ähnlich wie vor zwei Jahren in Berlin,
als das Berlinale-Urgestein Moritz de Hadeln nach ebenso langer
Verweildauer und damit einhergehenden Verschleißerscheinungen von Dieter
Kosslick abgelöst wurde. Seitdem konkurrieren Berlin und München
auf dem übersatten Festivalmarkt um deutsche Filmpremieren. Die neue
Sektion Perspektive Deutsches Kino und die zunehmende Präsenz
deutscher Produktionen im Wettbewerb der Berliner Filmfestspiele graben den
Münchnern das Wasser ab. Da kommt die Ablösung an der Festivalspitze,
die eine Neupositionierung erleichtert, vielleicht zur rechten Zeit.
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