Peter Greenaways neuer Film ist, wie der Titel schon sagt, eine
ausgedehnte Altmännerphantasie. Und zwar eine, die sich, nicht zuletzt
im Bezug auf Fellini, der in diesem Genre auch nicht schlecht war, dessen
nicht schämt. Ungewöhnlich ist neben der Unverschämtheit der
Verzicht auf Rechtfertigungen, ja Brechungen jeder Art. 81/2 beschäftigt
sich - wenig satirisch, zugleich obsessiv und kühl - mit nichts anderem
als dem Unglück eines Vaters und eines Sohns, das in der
Unverfügbarkeit der Frauen besteht. Der Film zeigt, wie sie diesem
Unglück mit viel Geld abzuhelfen versuchen - was gelingt, wenn auch
nicht auf Dauer.
Die Ordnung des Materials erfolgt, wie bei Greenaway üblich,
nicht in erster Linie über die Narration oder Figurenpsychologie. An
deren Stelle treten willkürlichere Raum- und Ordnungs-Schemata: das
Zählen, dem Sammeln verwandt, hier der Frauen, die in der Reihung auf
Typen reduziert werden: die Nonne, die Gebärerin, die Amazone, der
identitätssüchtige Zwitter, der Krüppel, die Femme Fatale,
die Gierige etc. Die Typen qua Figuren werden - ohne große
Widerstände - in die Männerphantasien von Vater und Sohn eingespeist,
zirkulieren darin und ziehen sich dann, gestärkt oder gedemütigt,
an ihre eigentlichen Orte wieder zurück. Der Tod für die eine,
die Spielhölle für die andere.
Der puren Ordnung stand bei Greenaway einst eine merkwürdig hybride
Gestaltung von Schönheit gegüber: in der Fülle der Bilder,
im in den Verfall hinüberspielenden Übermaß der sinnlich
aufgeladenen Gegenstände - das ganze gebändigt durch eine strenge
Statik der Kameraführung, keine Zooms, keine Schwenks, nur Schnitte
und Fahrten, die kaum je verletzte Symmetrie des Bildaufbaus, die Komponiertheit
der Farben. An den Reibungsstellen von Übermaß, ja Wollust in
Bildern und größter Rigidität der Komposition haben die guten
Greenaway-Filme ihre Spannung, ihre Faszination besessen.
Die Zeiten aber, in denen das Konzept aufging, sind lange vorbei.
Greenaways Filme sind seit langem weitgehend überraschungsfrei,
präsentieren sich als Abarbeitung eines Programms, als Variationen eines
längst erstellten Katalogs schal gewordener Obsessionen. Mittlerweile
haben auch die Selbstzitate ein schwer erträgliches Maß der
Selbstverliebtheit (und Einfallslosigkeit) erreicht: überlaufende
Badewannen, Entsorgung von Leichen im Wasser, das kennt man zur Genüge.
Der Versuch, diese Probleme mit Anflügen selbstironischen Humors und
absurder Dialoge zu beseitigen, scheitert - und muss scheitern: eine nicht
mehr ernst genommene oder gemeinte Obsession ist keine, verliert sich in
Beliebigkeit. Genau das passiert Greenaways Film: er ist beliebig und langweilig,
Abklatsch nur noch einstiger Stärken.
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