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Spike Jonze: Adaption (USA 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer

 [Image]

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Berlinale-Kritik

Susan Orlean, Journalistin beim „New Yorker“, hat ein Buch geschrieben, über Orchideen. Charlie Kaufman, Drehbuchautor, berühmt für sein Skript zu „Being John Malkovich“, bekommt den Auftrag, es fürs Kino zu adaptieren. Ihm fällt nichts ein. Was tun? Ein Drehbuch schreiben, in dem es um den Drehbuchautor Charlie Kaufman geht, dem zur Verfilmung von „The Orchid Thief“ nichts einfällt. Abgeschmackte Idee. Was tun? Ins Drehbuch einen Zwillingsbruder schreiben, Donald, mit dem man über das Drehbuchschreiben diskutieren, ja, in Konkurrenz treten kann. Man nennt das selbstreflexiv und kann eine ganze Menge Gags draus ziehen, einen Besuch im Seminar eines Drehbuchgurus zum Beispiel, der – ohne alle Selbstreflexivität, versteht sich – genau die Prinzipien vertritt, die uns die stromlinienförmigen Höllenprodukte bescheren, die einem Hollywood sonst so präsentiert.

„Adapatation“ ist anders, so viel steht fest. Kein Spannungsbogen, keine vernünftige Drei- oder Sonstwasaktigkeit, statt dessen ein wildes Durcheinander von erzählter Geschichte, Schreiben an der Geschichte und Diskussion über das Schreiben. Am Ende werden dann, wie sich das für den postmodernen Ansatz gehört, die Diskussion und das Schreiben in die Ausgangsgeschichte zurückgefädelt, Donald Kaufman style. Mit Drogen, Waffen, Krokodilen. Man kann sich, das ist der große Vorteil des Kaufmanschen Ansatzes, so manches erlauben, wenn man erst mal klar gestellt hat, dass, was immer man tut, Zitat bleiben wird – und sei es das Zitat eines Verlangens nach Einmaligkeit und Leidenschaft. Irony is over? Von wegen – aber das Problem hat die Stufe erreicht, auf der die Unfähigkeit, nicht ironisch zu sein, zum Problem wird. Ironisch abgehandelt, natürlich.

Doppeldeutig ist der Titel, er bezieht sich auf die Drehbuch-Adaption zuerst, dann aber auch auf Darwin. Das kommt, ein wenig, von der Orchideen-Geschichte, mehr aber von Charlie Kaufmans zuletzt in seinem Buch zu Michel Gondrys „Human Nature“ demonstriertem philosophischem Interesse an der Evolutionstheorie. Spike Jonze, Bruder im so ironischen wie cleveren Geiste, illustriert das gerne mal mit einem Videoclip: Vom Anfang der Welt bis Charlie Kaufman in zwei Minuten. Stellt sich die Sinnfrage. Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir. Kaufmans Drehbücher geben keine Antworten auf diese – im Grunde seines Herzens – ernst gemeinte Frage, sondern Ausflüchte und immer neue Abwege, die so durchgeknallt wie alle tun nur im Kontext Hollywood sind.

An dem aber arbeitet sich Kaufman ab, als gelte es sein Leben. So wenig kann er vom Feindbild absehen – dem klar strukturierten Drehbuch nach Schema-F-Erfolgsrezepten -, dass er es hineinschreiben muss ins eigene, dass er sich, hier, gar, aber nicht im Ernst, am Thriller versucht mit, das hatten wir schon, Waffen, Drogen, Krokodilen. Aus diesem Kuddelmuddel, das als Dekonstruktion des Hollywoodfilms zu bezeichnen nicht einmal verkehrt ist (auch dazu natürlich ein Scherz im Film), führt kein Weg mehr hinaus, auch nicht für den Kritiker. Irgendwie steht der auch schon mit drin, im Buch. Wenn er dann sagt: das überzeugt mich nicht, es bleibt zu viel Beliebigkeit, mancher Scherz ist doch vorhersehbar, ist Charlie Kaufman allhier. Sitzt da bei der Pressekonferenz, ein schüchterner Kerl mit Bart und ohne Haarausfall (ganz im Unterschied zum Film), und macht den Eindruck, als sei ihm all das, die Ironie, die Evolution, die Adaption, die Selbstreflexivität und die Sehnsucht nach der einen großen Leidenschaft, bitter Ernst. Der Kritiker ist auch nur Mensch: Vor „Adaptation“ streckt er die Waffen.

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