Scherpunkt Asien: Manmohan Desai: Amar Akbar Anthony (Indien 1977)

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Amar Akbar Anthony

Regie: Manmohan Desai

Mit: Vinod Khanna, Rishi Kapoor, Amitabh Bachchan, Neetu Singh, Shabana Azmi

 

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Manmohan Desai: Amar Akbar Anthony (Indien 1977)
Kritik von Ekkehard Knörer


zum Asien-Schwerpunkt

Wenn nach einer halben Stunde der Vorspann vorbei ist, ist bereits dies geschehen: ein Vater, Kishanlal, kommt aus dem Gefängnis zurück, wird sogleich gedemütigt von dem Mann, Robert, dessen Chauffeur er einst war, dessen Verkehrsvergehen er auf die eigene Kappe genommen hat für das Versprechen Roberts, sich um die Familie zu kümmern. Der hat sein Versprechen nicht gehalten, im Gegenteil: durch sein rachsüchtiges Verhalten sprengt er die soeben erst restituierte Familie - Vater, Mutter, drei Söhne - auseinander. Der Vater kommt bei einem Autounfall fast ums Leben, die Mutter kostet ein herabfallender Ast das Augenlicht, die Kinder werden zu Waisen und landen, respektive und ohne voneinander zu wissen, bei einem katholischen Priester, bei einem Polizisten und bei einem Moslem. Dann ein Schnitt (immer noch Vorspann), die drei sind erwachsen. Das Drehbuch, dessen Lust und Launen einem noch viel Freude bereiten werden, beschließt eine erste Familienzusammenführung unter die Credits zu legen: die Mutter und die drei Söhne begegnen sich, als Fremde, im Krankenhaus, verbunden durch ein Geflecht von Plastikadern, durch das das Blut der drei der kranken Mutter als Spende zufließt.

Bis zur endgültigen Wiederzusammenführung im Zeichen der totalen, triumphalen Anagnorisis gilt es allerdings noch eine Vielzahl von Intrigen, Schicksalsschlägen und Liebeshändeln zu durchstehen. Die drei Männer lernen sich unterdes kennen, Anthony ist Herr über einen ganzen Stadtteil (und zweigt, als Christ, die Hälfte seiner dubiosen Einnahmen an die Kirche ab), Amar ist ein Polizeiinspektor und wird seinen Bruder als solcher später inhaftieren und Akbar betreibt die Schneiderei seines moslemischen Vaters. Er hat, mit einem Konzert als Qawali (eine traditionelle Urdu-Gesangsform, bei der man kniend "tanzt") den ersten Musikauftritt, in dem bereits Fäden zur späteren Frau gesponnen werden - und Amitabh Bachchan darf aus der ersten Publikumsreihe heraus erstes Charisma als Sänger und Tänzer versprühen. Dann  lernt Anthony die soeben aus der Schweiz zurückgekehrte Frau seines Herzens kennen (in der Kirche natürlich), sein Werben macht die zweite Musikszene aus, die der groteske Höhepunkt des Films ist: Anthony steigt aus einem Osterei, im parodistischen Maße englisch in Schale geworfen (mit Monokel) und singt den Ohrwurm "My Name is Anthony Gonsalvez", während er die Frau seines Herzens ihrem Leibwächter abspenstig zu machen versucht. Diese Musiknummer bewegt sich (wie auch eine Szene, in der Anthony, betrunken, sein eigenes Spiegelbild zu verarzten versucht), jetzt mit allem nötigen Ernst gesagt, irgendwo auf der Verbindungslinie zwischen den Marx-Brothers und Monty Python: herrlich absurd, großartige Musik, Amitabh Bachchan als begnadeter Komiker, unverschämt wie Groucho Marx und schlaksig wie John Cleese.

Auch danach passiert noch reichlich viel: dramatische Rettung aus dem Feuer, die Fäuste fliegen in wohl choreografierten Schlägereien (das muss man sich so ziemlich als indisches Pendant zu den Spencer/Hill-Prügelorgien denken), dazwischen fahren Anthony und seine Braut mit dem Motorboot zu Gesang und Musik über den See (weiter geht's dann, mit viel Zeitlupe, in der Pferdekutsche), auch Amar und Akbar ersingen und ertanzen sich im musikalischen Zwischenspiel ihre späteren Ehefrauen. Die Rache an Robert wird selbstverständlich von Vater Kishenlal und Söhnen gemeinsam bewerkstelligt, alles mündet in einen Schlussauftritt, in dem sich die Amar als (Schweizer) Einmannkappelle und Anthony als Priester verkleiden - Anthony inszeniert so die gefakete Hochzeit seiner Braut mit seinem Konkurrenten, dem Leibwächter. Die Schlussapotheose ist die Summe des Films: Alle Rücksichten auf Logik, Glaubwürdigkeit oder auch nur Erklärbarkeit schreiben Drehbuch und Regie souverän in den Wind, der ganze Film ist eine (mit voller Absicht) lose Verkettung von grandiosen Szenen, die Genres gehen aufs bezauberndste durcheinander, Herz reimt sich in Bonbonfarben auf Schmerz und drei Stunden beste Unterhaltung sind vergangen, bevor man Amar und Akbar und Anthony sagen kann.

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