Pie am Stiel
Das Rezept für American Pie war einfach: Ein paar
jungfräuliche Teenagerjungs wurden verquirlt mit bizarr-pubertärem
Verhalten und einigen Steinen, die den Weg zum magischen ersten Mal blockierten.
Garniert wurde alles mit ein paar Peinlichkeiten und einer Prise Gefühl.
Das war ganz süß. Jetzt wurde American Pie 2 angerichtet
und die Zutaten unterscheiden sich kaum von denen des ersten Teils. Allerdings
wurde die Menge an Urin, Zoten, Sperma, sexuellen Plattitüden und schierer
Geilheit ins Unerträgliche erhöht.
Damit der zweite Teil der Chronik sexuell unausgelasteter junger
Männer" auch nahtlos an den großen Publikumserfolg des ersten
Teiles anschließen kann, haben sich alle Darsteller des
Vorgängerfilmes wieder bereitwillig in die Teenie-Ecke gestellt und
waren sich anscheinend für nichts zu schade. Der trottelige Jim (Jason
Biggs), der coole Kevin (Thomas Ian Nicholas), der einfühlsame Oz (Chris
Klien) und der intellektuelle Finch (Eddie Kaye Thomas) sind jetzt allerdings
nicht mehr an der Highschool. Sie gehen seit einem Jahr auf's College und
weil sie sich so lange nicht gesehen haben, wollen sie den Sommer zusammen
in einem Strandhaus verbringen, selbverständlich um der alten Freundschaft
Willen und natürlich um ihre Betten zur Kampfzone auszuweiten. Viel
ist nämlich seit dem ersten Mal auf dem Highschool-Abschlussball nicht
mehr passiert und da ja wirklich nur mehr mehr ist, wollen sie auch mehr
mehr Sex, mehr Brüste, mehr Blondinen. Damit ihnen dabei das
Geld nicht ausgeht, nehmen sie den finanziell-potenten, aber unangenehm
dauergeilen, permanent gröhlenden, unerträglich stumpfen Stifler
(Seann William Scott) mit. War er im ersten Teil nur eine penetrante
Randerscheinung, hat er in diesem Aufguss eine Hauptrolle bekommen und sorgt
unermüdlich dafür, dass das Niveau nicht nennenswert über
den Spring-Break-Level steigt.
Was sich dann in einer lahmen Variation aus bereits bekannten Gags,
vielfach durchgespielten Peinlich-Situationen und der unaufhaltsamen
Eindimensionalisierung der Figuren des ersten Teils auf der Leinwand abspielt,
schafft es nicht einmal, die Mundwinkel wenigstens ein paar Nanometer nach
oben zu ziehen, um ein amüsiertes Lächeln zu formen. Die Macken
von Jim, Finch und co. werden bis in alle Unwitzigkeit ausgeschlachtet und
in einer der homophobsten Szenen der letzten Zeit küssen und befummeln
sich Stifler und Jim unter stärksten Würgereizen und
Ekelgefühlen, nur um zwei drallen Blondinen zuschauen zu dürfen,
wie sie ebenfalls knutschen und fummeln. Wer wieder auf halbwegs originelle
Überraschungen und Ideen wartet, wie eine unfreiwillige Internetkonferenz,
Sex mit Socken und Kuchen oder die Verführung eines Minderjährigen
durch eine reife Mutti, wird enttäuscht. Vielmehr ist diese
unerträgliche Notgeilen-Revue mit der zwanghaften Fixierung auf
pubertäre Sexwitzeleien angelehnt an den gepflegten Humor der
großartigen Vorreiterserie in Sachen Geilheit und Grenzdebilität
bei Teenagern - Eis am Stiel".
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