Shari Springer Berman, Robert Pulcini: American Splendor  (USA 2003)

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Shari Springer Berman, Robert Pulcini: American Splendor  (USA 2003)

 

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Shari Springer Berman, Robert Pulcini: American Splendor  (USA 2003)
Kritik v
on Thomas Reuthebuch

 

Harvey Pekar lebt in Cleveland, arbeitet in der Verwaltung des örtlichen Krankenhauses und hadert häufig mit sich und der Welt. Harvey Pekar verfügt aber auch über einen kaum zu bändigenden Sammlertrieb. Er hortet seit seiner Jugend Jazz-Platten, Platten überhaupt und Comics, vor allem Comics. Als er eines Tages den ähnlich zurückgezogen lebenden Robert Crumb (Freak Brothers uvm) auf einem Flohmarkt kennenlernt ist dies für ihn die Initiation. Er zeigt Crumb seine Strichmännchencomics, Crumb ist begeistert. Harvey liefert in der Folge die Geschichten, Crumb illustriert, die American Splendor Comicreihe ist geboren.

So weit so gut, und natürlich kümmert sich der Film auch um diese ganz persönliche Erfolgsstory. Viel wichtiger ist Spinger Berman und Pulcini jedoch die private Person Harvey Pekar, seine stoische, manchmal vielleicht ein wenig pubertäre Weltanschauung, die Unzufriedenheit mit sich selbst und der daraus resultierende Hass auf alles, was auch nur ansatzweise im Verdacht steht Yuppie-Lifestylekompatibel zu sein. Seine Probleme mit den Frauen, seine skurillen Freunde, all die Verfehlungen, Unzulänglichkeiten und depressiven Zustände.

Pekar ist zuweilen ein rechtes Aschloch, häufig ein witziger, liebenswerter Kerl. Pekar lernt eine Frau kennen, heiratet, wird wiederholt in David Lettermanns Late Show eingeladen, ist bald eine lokale Berühmtheit. Und Pekar bleibt sich und seinen Marotten immer treu, auch als bei ihm Krebs diagnostiziert wird. Er fällt in ein tiefes Loch und rettet sich mithilfe eines illustrierten Buches, in dem er seine Erfahrungen beschreibt. Pekar, der notorische Kinderhasser, zieht am Ende sogar ein Pflegekind mit seiner Frau auf.

Der Film changiert stilistisch zwischen klassischer Dokumentation und inszeniertem Spielfilm. Neben Interviewsequenzen mit Pekar selbst und altem Archivmateial, etwa vom Eklat während der Late Night Show, machen die inszenierten Spielfilmteile das Gros des Films aus. Mit Paul Giamatti ist Pekar ideal besetzt. Im Verlauf des Films heben sich in der subjektiven Wahrnehmung die verschiedenen Ebenen auf, werden Pekar und Giamatti zu ein und derselben Person. Hilfreich ist dabei sicherlich die physische Ähnlichkeit der beiden Männer, wichtiger jedoch die darstellerische Präsenz, Giamattis Authentizität. Am Ende hat man beide ins Herz geschlossen und man liebt diesen Film, der konsequent all das vermeidet, was der Pressetext in seiner Kurzsynopsis befürchten lässt. Da ist die Rede von der Banalität der Existenz, von Pekars Fähigkeit durch seine Geschichten die Liebe zu finden und sogar (!) zum kreativen Künstler zu werden. Ein Intellektueller aus dem Arbeitermilieu. Pekar würde kotzen.

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