Catherine Breillat: Anatomie de l'enfer (F 2004)

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ANATOMIE DE L`ENFER / ANATOMY OF HELL

Frankreich 2004; Regie, Drehbuch: Catherine Breillat; Produktion: Jean-Francoise Lepetit; Kamera: Yorgos Arvanitis, Guillaume Schiffman; Schnitt: Pascale Chavance; Produktions-Design: Pedro Sa Santos; mit Amira Casar, Rocco Siffredi u.a.

 

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Catherine Breillat: Anatomie de l'enfer (F 2004)
Kritik von Sebastian Selig

 

Es gibt eine Form von Ich-bezogenem Wahnsinn, gegen den lässt sich beim besten Willen nicht anschreiben. War ihr letzter Film SEX IS COMEDY noch eine ohne den leisesten Hauch von Selbstironie betriebene Nabelschau, bei der außer der eigenen Selbstverliebtheit nicht viel zu Tage gefördert wurde, so geht es Breillat dieses mal um nicht viel weniger, als uns grundsätzlich über den Unterschied zwischen Männern und Frauen aufzuklären.

Dafür fängt sie zwar nicht bei den Bienen an, sondern setzt lieber gleich mit einem (schwulen) Blow Job im Park ein. Die Frau (wenn ich mich recht erinnere bleibt sie wegen ihrer allgemeingültigen Funktion natürlich namenlos) trifft den Mann (natürlich Rocco Siffredi) kurz darauf auf dem schmutzigen Klo eines House-Clubs, als sie gerade dabei ist ihre Pulsadern zu durchtrennen.

Er: "Warum hast du das getan?"

Sie: "Weil ich eine Frau bin."

Rocco bringt die von Amira Casar, als bleiche introvertiert gealterte Kunststudentin gespielte Frau, dennoch erst mal zum Arzt und bekommt daraufhin folgendes verlockendes Angebot: Er, der als Schwuler ja sowieso, Frauen als abstoßend empfindet, soll Sie (für viel Geld natürlich) an vier Abenden in ihrem, an pittoresker Steilküste einsam gelegenem Landhaus besuchen und sie dabei so intim wie nur irgend möglich erleben.

Sie: "Ich möchte das Du mich so betrachtest, wie ich es selbst kaum vermag."

Die nun folgenden vier Nächte, zu denen die Regisseurin selbst, immer mal wieder ein paar Sätze aus ihrer Thesensammlung PORNOCRATIE, mit ernsthaftem Ton, aus dem Off vorliest, gestalten sich mit fortlaufendem Verlauf zunehmend enervierender. Nachhaltig bleibt natürlich Nacht zwei in Erinnerung, bei der prompt ihre Periode massiv einsetzt (was die Produktionsfirma anlässlich der Filmparty auf den Filmfestspielen in Rotterdam, zu der nicht ganz uncoolen Idee veranlasste Rotwein mit darin schwimmenden Tampons auszuschenken, wenn auch unbenutzte). Der schönste Moment des Films ist aber eigentlich der, wenn Rocco heulend zusammenbricht und in wunderbarem französisch-italienisch schluchzt: "Wir können kein Leben schenken!" Worauf sie in ernstem Ton erwidert: "Aber ihr schenkt den Tod - und damit die Unsterblichkeit."

Alsbald will Rocco das Bier in der benachbarten Seemannskneipe so richtig nicht mehr schmecken und es sei hiermit wohl nicht zuviel verraten, das es Breillat letztendlich darum geht zu zeigen, das Männer auf Intimität eben immer noch mit (hilfloser) Gewalt reagieren.

Der allgemeingültige Ton in dem einem diese Selbstverständlichkeit präsentiert wird, ist leider nicht einmal halb so unfreiwillig komisch, wie es in der Nacherzählung erscheinen mag, sondern trotz einer Lauflänge von gerade mal 77 Minuten einfach nur langweilig.

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