Es gibt eine Form von Ich-bezogenem Wahnsinn, gegen den lässt
sich beim besten Willen nicht anschreiben. War ihr letzter Film SEX IS COMEDY
noch eine ohne den leisesten Hauch von Selbstironie betriebene Nabelschau,
bei der außer der eigenen Selbstverliebtheit nicht viel zu Tage
gefördert wurde, so geht es Breillat dieses mal um nicht viel weniger,
als uns grundsätzlich über den Unterschied zwischen Männern
und Frauen aufzuklären.
Dafür fängt sie zwar nicht bei den Bienen an, sondern setzt
lieber gleich mit einem (schwulen) Blow Job im Park ein. Die Frau (wenn ich
mich recht erinnere bleibt sie wegen ihrer allgemeingültigen Funktion
natürlich namenlos) trifft den Mann (natürlich Rocco Siffredi)
kurz darauf auf dem schmutzigen Klo eines House-Clubs, als sie gerade dabei
ist ihre Pulsadern zu durchtrennen.
Er: "Warum hast du das getan?"
Sie: "Weil ich eine Frau bin."
Rocco bringt die von Amira Casar, als bleiche introvertiert gealterte
Kunststudentin gespielte Frau, dennoch erst mal zum Arzt und bekommt daraufhin
folgendes verlockendes Angebot: Er, der als Schwuler ja sowieso, Frauen als
abstoßend empfindet, soll Sie (für viel Geld natürlich) an
vier Abenden in ihrem, an pittoresker Steilküste einsam gelegenem Landhaus
besuchen und sie dabei so intim wie nur irgend möglich erleben.
Sie: "Ich möchte das Du mich so betrachtest, wie ich es selbst
kaum vermag."
Die nun folgenden vier Nächte, zu denen die Regisseurin selbst,
immer mal wieder ein paar Sätze aus ihrer Thesensammlung PORNOCRATIE,
mit ernsthaftem Ton, aus dem Off vorliest, gestalten sich mit fortlaufendem
Verlauf zunehmend enervierender. Nachhaltig bleibt natürlich Nacht zwei
in Erinnerung, bei der prompt ihre Periode massiv einsetzt (was die
Produktionsfirma anlässlich der Filmparty auf den Filmfestspielen in
Rotterdam, zu der nicht ganz uncoolen Idee veranlasste Rotwein mit darin
schwimmenden Tampons auszuschenken, wenn auch unbenutzte). Der schönste
Moment des Films ist aber eigentlich der, wenn Rocco heulend zusammenbricht
und in wunderbarem französisch-italienisch schluchzt: "Wir können
kein Leben schenken!" Worauf sie in ernstem Ton erwidert: "Aber ihr schenkt
den Tod - und damit die Unsterblichkeit."
Alsbald will Rocco das Bier in der benachbarten Seemannskneipe so
richtig nicht mehr schmecken und es sei hiermit wohl nicht zuviel verraten,
das es Breillat letztendlich darum geht zu zeigen, das Männer auf
Intimität eben immer noch mit (hilfloser) Gewalt reagieren.
Der allgemeingültige Ton in dem einem diese
Selbstverständlichkeit präsentiert wird, ist leider nicht einmal
halb so unfreiwillig komisch, wie es in der Nacherzählung erscheinen
mag, sondern trotz einer Lauflänge von gerade mal 77 Minuten einfach
nur langweilig.
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