Kim Jee-woon: A Tale of Two Sisters (Südkorea 2003)

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Kim Jee-woon: A Tale of Two Sisters (Südkorea 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

Ein Film, durch den eine Grenze läuft, aber so, dass nie die Entscheidung fällt für eine der beiden Seiten, die sie trennt. Es ist die Grenze zwischen dem schieren Horror und der Geschichte einer Psychose. Die Psychose als Horror, der Horror einer Psychose, aber so, dass sich dem einen wie dem anderen der Betrachter kaum entziehen kann. Konzentriert ist das Geschehen auf einen einzigen Ort, ein Haus inmitten schöner Natur, ein See. Ganz am Anfang sieht man Su-mi und ihre Schwester auf einem kleinen Steg, die Füße im Wasser, umspielt von der Kamera, die von oben blickt, von hinten und auch von unter der Wasserlinie. Schon in dieser Einstellungsserie gelingt es Kim Jee-woon, durch die Abfolge der verschiedenen Blicke eine Verunsicherung in die Wahrnehmung hineinzutragen - es bedürfte gar nicht des Grummelns der Tonspur (die später immer wieder ganz ins Lager des Horros überläuft, Bernard Hermanns "Psycho"- Score überdeutlich zitiert).

Die Konstellation, die sich nach und nach ergibt, ohne Klärung allerdings der Vorgeschichte und der Motive der Beteiligten. Ohne Klärung auch der Tatsache, dass sich der Film ganz auf die Seite Su-mis schlägt, von der ersten Sekunde an, dass den Bildern hier nicht zu trauen ist: so präzise sie in Szene gesetzt sind. Oder gerade: In dieser Präzision sitzt der Schrecken als einer, der hervorbrechen kann in eben dieser präzisen Manier. Das Gespenstische hat seine Auftritte keineswegs in andeutender Vagheit, sondern in einer ungewöhnlichen Frontalität. Das vielleicht das Ungewöhnlichste an diesem Film: dass er die Grenze, die durch ihn läuft, nicht verschwimmen lässt, sondern beide Seiten so ausformuliert, dass sie identisch zu werden scheinen. Der psychotische Horror ist in diesem Fall eine Sache der Inszenierung - und des grandiosen Spiels der Darsteller, Su-mis und der Stiefmutter im besonderen.

Und so sehr es einen Twist gibt, einen Moment der Auflösung, so wenig gelangt der Film mit diesem Moment - wie es beinahe jeder andere Film täte - an seinen toten Punkt. Keineswegs verschwindet der Schrecken. Und seine Permanenz ist nicht eine Sache gespenstischer Wiederkehr und Wiederholung, sondern einer Ausweglosigkeit, die nur zu immer weiteren Spaltungen und psychotischen Verdopplungen führt. Auch sie noch vollzieht der Film als seine Wirklichkeit mit, in einer Konsequenz, die bleischwer bis zum letzten, hellen Naturbild auf dem Betrachter liegt, die jeden Ausweg in eine Lösung verstellt. Psychotischer Horror bis zuletzt.

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