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Fast alle
Hollywood-Mainstreamfilme laden ein zur Lektüre ihrer, im weitesten
Sinne, politischen Implikationen, sind lesbar als Arrangements von
Geschlechterpolitik, als Kommentare zu den jeweils aktuellen Verschiebungen
in der gesellschaftlichen Ideologie. Der Reiz einer solchen Lektüre
ist ein sozusagen strukturalistischer (oder auch rhetorischer): gerade die
Formelhaftigkeit der Elemente, ihre topische Qualität, lenkt das Augenmerk
auf die Nuancen der Variation. Aufschluß bietet nicht das, was manifest
und sichtbar ist, was die Filme als Botschaft vor sich hertragen, sondern
das, was als Unterschied in der Verwendung der Topoi Differenzen macht. Das
bedeutet, daß sich ein solches Lektüre-Interesse (das ja nur eines
von mehreren möglichen Interessen ist - und in spannender Relation zur
durchaus strukturanalogen formalistischen Lektüre steht) sich nicht
dem Scharfsinn von Drehbuchautoren oder Regisseuren verdankt; kluge politische
Filme sind in Hollywood die große Ausnahme, wenn auch gelegentlich
möglich, siehe zum Beispiel - über weite Strecken - 'Wag The
Dog'.
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'Ausnahmezustand' ist nun ein
explizit politischer Film, ein mehr als handfester Kommentar zum Thema
'terroristische Bedrohung' - und als solcher ein grauenerregend simples und
langweiliges Stück Volkspädagogik. Er ist Illustration einer einzigen
Botschaft: wie bedrohlich die Lage auch sein mag, der Einsatz des Militärs,
die Ausrufung des Ausnahmezustands ist die viel gefährlichere Bedrohung
der Demokratie als jeder Terrorismus. Das verminte Gelände politischer
Argumentation wird, damit diese Message auch auf jeden Fall ankommt und niemand
verwirrt wird, aufs säuber- lichste abgesteckt und mit Plakaten
zugepflastert, auf denen steht: nicht alle Araber sind böse, nur die
terroristischen. Das darf man nicht verwechseln. Wichtig! Drei Ausrufezeichen.
Man hat daher auch einen guten Araber auf Seiten der superdemokratischen
Kräfte (FBI!) installiert. Erleben läßt sich, wie man als
Schauspieler Ausrufezeichen spielt, mal zwei, mal drei, mal vier: weit
aufgerissene Augen, zugleich eine ziemlich ausdruckslose Miene. Annette Bening,
Denzel Washington und auch Bruce Willis sehen in schöner Abwechslung
auf ganz stupende Weise schauspielerisch richtig schlecht, ja unfähig
aus - aber die eigentliche Schuld trägt dabei die Kamera, die in penetranten
Großaufnahmen vom inhaltlich leeren Nachdruck dieser
Ausrufezeichengesichter gar nicht genug bekommen kann.
Annette Bening hat dabei - zwischen dem
superdemokratischen FBI-Mann, den Denzel Washington gibt und dem faschistoiden
Bösewicht, den Bruce Willis spielt - eigentlich noch die dankbarste
Rolle, als undurchsichtiger Go-Between zwischen Gut und Böse, Amerika
und Arabien, aber zum einen fehlt es ihr eindeutig am schauspielerischen
Potential, damit etwas anzustellen, und zum anderen ist diese Figur nicht
viel mehr als bloße Funktion der Plotkonstruktion und ihrer
spannungserzeugenden Verbergungsmomente. Und Spannung kann, der Film gerät
in einen ganz exemplarischen Teufelskreis, gerade deshalb nicht aufkommen,
weil einen sehr schnell keine dieser Figuren mehr interessiert. Dazu kommt,
daß diese Frauenfigur direkt aus der Topik schlimmster Misogynie entnommen
ist. Die Frau ist ahnungslos, verführbar, dann wieder zynisch - und
zuletzt das bereitwillige Opfer, der Sündenbock, durch dessen Tod
endgültig alle Unklarheiten (der Moral wie des Plots, die hier um- standslos
übereinkommen) beseitigt sind.
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Nicht zuletzt im Tod der doppelgesichtigen Frau ist
der Film von einer so gnadenlosen wie zugleich offensichtlich unbedarften
Restlosigkeit und segelt instinktsicher in ständiger, ständig neu
versicherter Nähe zum vermeintlich rettenden, in Wahrheit alles
verderbenden, Ufer der political correctness. Ablesbar ist an ihm erst auf
einer zweiten Ebene weniger Politisches als die Angst Hollwoods vor jedem
unabgesicherten Gedanken, vor jedem Anflug von politischem Wagemut. Auf diese
Weise entpuppen sich so lieb gemeinte, liberale wie demokratische Botschaften
brüllende Filme wie dieser als strukturell erstickend konservativ -
und absehbar ist die völlige Unfähigkeit einer solchen Ideologie,
gegen einen klug und raffiniert daherkommenden Gegner anderes zu tun als
stupide und wehrlos auf die eigene Gutheit zu pochen. Was gefährlich
ist an diesem Film, ist seine Dummheit - und wäre es nicht gefährlich,
so bliebe es doch allemal eine ästhetische
Katastrophe.
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