Australien ist groß, die Wege sind weit. Aber ist das ein
guter Grund, eine nette kleine Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge
auszuwalzen? Genau das nämlich hat der junge australische
(Aborigine-)Regisseur Ivan Sen in seinem Debüt versucht. Der Plot
lässt sich in zwei Sätzen erzählen: der junge Aborigine Vaughn
bricht aus einem Straflager aus, um seine sterbende Mutter in Sydney ein
letztes Mal zu sehen, und die junge Weiße Lena macht sich auf den Weg
eben dorthin, sie sucht ihren Vater. Die beiden begegnen sich am Rande einer
der langen staubigen Straßen durch spärlich besiedeltes Gebiet,
auf denen sich der Rest von "Beneath Clous" vor allem abspielen wird.
Ein Roadmovie also. Roadmovies haben den Vorteil, dass die Struktur
- man geht oder fährt eben immer weiter - schon mal vorgegeben ist,
und den Nachteil, dass diese Struktur, dramaturgisch gesehen, eher eine
Nicht-Struktur ist. Es geht eben auch immer einfach nur weiter, man begegnet
anderen Menschen, mal wird's gefährlich, mal komisch, das ganze ist
beliebig metaphorisch oder spirituell aufladbar. Die Spiritualität
hält sich diesmal in Grenzen, leicht Heaven-geschädigt ist man
dafür wenigstens dankbar. Jedoch menschelt es um so mehr, die beiden
kommen sich näher, diskutieren Rassenfragen und werden am Ende doch
zum Symbol der möglichen Annäherung von Schwarz und
Weiß.
Über längere, entschieden zu lange Strecken passiert in
"Beneath Clouds" aber fast gar nichts. Sen präsentiert die australische
Landschaft in tourismusfreundlich schönen Bildern, hat auch die meist
schlicht illustrative Musik ko-komponiert, die beiden Jungdarsteller in ihren
ersten Rollen sind gerade in ihrer etwas unbeholfenen Verstocktheit sehr
überzeugend. Beneath Clouds ist beileibe kein ganz schlechter Film,
für ein Debüt sogar bemerkenswert. Ob man Ivan Sen einen großen
Gefallen damit getan hat, ihn gleich in den Wettbewerb der Berlinale zu schicken,
das wird man aber fragen dürfen.
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