Die gekaufte Braut
Multikulturelles Allerlei: In der Low-Budget-Komödie Birthday
Girl bilden zwei französische Schauspieler und ein australischer
Filmstar, Nicole Kidman, ein russisches Gangster-Trio, das einen englischen
Junggesellen aufs Kreuz legt.
Banker bucht Braut: John Buckingham (Ben Chaplin) bestellt auf der
Internetseite From Russia with Love eine Frau aus Moskau ins
kleinbürgerliche St. Albans, einem Londoner Vorort. Kommunikation geht
dem biederen Bankangestellten über alles. Die gekaufte Braut, die er
am Flughafen abholt, entspricht überhaupt nicht seiner Vorstellung.
Nadia (Nicole Kidman) sieht schlampig aus, raucht Kette und beherrscht kein
Wort Englisch. Der enttäuschte John will sie auf der Stelle loswerden.
Reklamationen bei der Internet-Agentur bleiben fruchtlos. Nadia spürt
seinen Verdruss und entgeht der Abschiebung durch die Aufdeckung eines
Geheimnisses: John steht auf Fessel-Sex. Den liefert die attraktive Russin
von nun an frei Haus.
Zuerst läuft die Komödie wie geschmiert. Ben Chaplin
(Mord nach Plan) erobert die Sympathien des Zuschauers als einsamer
Junggeselle, der nicht weiß, wos langgeht und die Wunschvorstellung
von seiner Traumfrau in die Kamera spricht. Nicole Kidman (Moulin
Rouge) wirft naive Blicke aus dick mit Kajal geschwärzten Augen
und kokettiert mit ihrer Rolle als strickender Vamp.
Nach zehn Minuten wechselt Regisseur Jez Butterworth (Mojo)
von der Love Story ins Gangstermilieu: Mathieu Kassovitz (Amen)
und Vincent Cassel (Pakt der Wölfe) als angebliche russische
Cousins Yuri und Alexei, die Nadia an ihrem Geburtstag bei John besuchen,
lassen die ironische Atmosphäre kippen. Was tun die drei Russen bei
ihrem Wiedersehen? Sie umarmen sich mit großem Hallo, stoßen
mit Wodka an und spielen russische Lieder auf der Gitarre. Als Vorlage für
diese Karikaturen diente eine Mischung aus Doktor Schiwago und
schablonenhaften Ansichten über die kriminelle Energie von Russen. Einziger
Unterhaltungsfaktor bleibt der Tatbestand, dass zwei französische
Schauspieler und ein australischer Filmstar ausgedehnt auf Russisch miteinander
parlieren.
John, der sich in Nadia verliebt hat, beobachtet die
Familienzusammenführung mit Misstrauen. Als Alexei Nadia bedroht, setzt
John alles aufs Spiel. Ein Bankraub, ein Betrug, eine betrogene Betrügerin,
die mit ihrem naiven Ex-Liebhaber vor der Polizei und den Ach-so-bösen
Russen flieht, überfrachten den Film im letzten Drittel. Ein
multikulturelles Allerlei, das sich - trotz des unterhaltsamen Einstiegs
- mit seinen krassen Klischees selbst aufs Kreuz legt.
zur Jump Cut Startseite
|