Waren es im ersten Teil Zwitterwesen, halb Mensch, halb Vampir,
mit denen es Blade, selbst ein Zwitter, zu tun bekam, so gilt es diesmal,
sich mit den Vampiren gegen einen neuen Feind zu verbünden: eine durch
einen Virus veränderte Mutation, die gegen jede Form von Waffen immun
ist, sich nur von Vampirblut ernährt, ihre Opfer mit dem - in diesem
Fall nun wirklich: reichlich unerotischen - Biss sogleich infiziert und so
für die rasante Ausbreitung der neuen Spezies sorgt. Auf den Prolog,
der diese neue Entwicklung so blutig wie didaktisch vorführt, folgt
der erste Auftritt Blades, der seinen Ersatz-Vater Whistler - den alle Welt
am Ende des ersten Teils getötet wähnte - aus den Händen der
Vampire befreit und in einen Menschen zurückverwandelt.
Darauf der Schulterschluss mit den Vampiren, jedenfalls auf Zeit,
bis zur Ausrottung des gemeinsamen Feindes, der Vampir-Anführer versammelt
eine kampfstarke, wenngleich nicht gerade bedingungslos loyale Truppe um
Blade, darunter seine eigene Tochter, zu der Blade ein mehr als nur
kameradschaftliches Interesse entwickelt. So weit der Plot, der später
noch ein paar Wendungen nehmen wird, die alles in einem anderen Licht dastehen
lassen. Drei Aspekte scheinen es, an denen Autor und Regisseur ein besonderes
Interesse haben: zum einen das Bündnis unter Vorbehalt mit dem Feind,
das Blades auf den ersten Blick so unzweideutiges Verhältnis zu seinen
Halbverwandten kompliziert. Zum anderen die Kampfszenen, bei denen zwar ein
klarer Hongkong-Einfluss zu bemerken ist - für die nötigen
Levitationskräfte sorgen Wirework, aber auch Digitaleffekte -, denen
aber zugleich eine gewisse Leichtigkeit fehlt. Blade ist kein
Zweikampf-Ästhet, der Ernst, der ihn ohnehin - diesmal bis zur
unfreiwilligen Komik - auszeichnet, wirkt zurück auf seinen Kampfstil:
keine überflüssige Bewegung, kein Ornament, mit beiden Beinen auf
dem Boden. Und drittens hat Guillermo del Toro, von seinem gefeierten Erstling
"Cronos" an, ein etwas Cronenberg-epigonal wirkendes Faible für die
Ent-Grenzung von Körpern, für die Visualisierung wuchernder,
aufgesprengter Fleischlichkeit. So auch hier: Schlund und Kiefer der neuen
Spezies sind deformiert, öffnen sich beim Biss, eine rüsselartige
Zunge schießt heraus und saugt mit viel Gesabber das Blut der
Opfer.
Die Atmosphäre, die del Toro sehr konsequent durchhält,
ist in diesem zweiten Teil düsterer, schmutziger, trotz gelegentlicher
Dialogscherze ernster als die des ersten Teils. Nur wollen Stil und Story
nicht recht zueinander finden, stehen einander immer wieder im Wege. Die
mangelnde Notwendigkeit der Kampfeinlagen wird gerade angesichts des
Bemühens um stilistische Einheitlichkeit augenfällig. Der Versuch,
die Figuren in die Ambivalenz hineinzutreiben, scheitert. Am Superheldencharakter
Blades prallt seine unglückliche Liebe zur Vampir-Prinzessin ab, wenngleich
am Ende eine sehr schöne Pietà-Inszenierung mit digitalen Special
Effects dabei herausspringt. Guillermo del Toros ehrenhaft gescheiterter
Film beweist einmal mehr, was auch die X-Men-Adaption schon deutlich machte:
Charakterkonflikte und Superhelden passen einfach nicht zusammen.
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