Der Film beginnt auf dem Dorf, ein Journalist aus einer
Hindu-Familie
ist für kurze Zeit aus Bombay zurückgekehrt. Er verliebt sich,
wiederum rasch, auf einen kurzen ersten Blick hinter den Schleier einer jungen
Muslimin. In Szenen, die mal sehr komisch, dann auch wieder halb ernst sind,
erweist sich: die Liebe wird erwidert, die Eltern sind entsetzt. Die beiden
lösen den religiösen Konflikt auf ihre Weise: sie fliehen nach
Bombay und heiraten dort schnurstracks. In ihrer Hochzeitsnacht wirft ihnen
die Hindu-Vermieterin aus Missmut fünf kleine Kinder zwischen die Beine,
der so verzögerte Vollzug der Ehe wird umso triumphaler nachgeholt.
Die Balance von Umwegigkeit und Direktheit, mit der daraus eine Tanzeinlage
mit Vorspiel-Zwischenschnitten wird, ist umwerfend: ein
Michael-Jackson-Verschnitt im Balz-Tanz und mit eindeutigen Texten, die von
Ekstase singen, steht gegen das Kussverbot des Bollywood-Kinos, dessen Befolgung
hier aber am seidenen Faden hängt: es gibt einen Kuss, durch einen Schleier
hindurch.
Auch in diesem Film schlägt die Stimmung um, es kommt zu den
religiös motivierten Anschlägen der Jahre 1992 und 1993, mit
entschiedenem Willen zum Dokumentarischen jagt die Handkamera einerseits
durch Stätten der Verwüstung, dreht sie sich insistierend andererseits
um eine Zeitungsmeldung vom Anschlag. In den Hindu-Moslem-Konflikt wird die
private Geschichte, auf diesen Zusammenhang hin thematisch natürlich
bestens präpariert, hineingeflochten und familial erweitert: die
Zwillingssöhne und die unerwartet in Bombay auftauchenden Elternpaare,
die untereinander erst die Farcen-Version des Religionskonflikts austragen,
dann aber die versöhnende Botschaft des Films zu verkörpern beginnen.
Auch in Bombay hält Ratnam die Kamera auf brutale Kämpfe,
Feuer und Gewalt, gibt dem Grauen das volle Gewicht, nun kaum noch durch
Musiknummern aufgelockert. Erst am Ende wieder, das eines der Hoffnung auf
Frieden wider besseres Wissen ist, mit geradezu Spielbergscher pathetischer
Wucht inszeniert, ein Lied, das zur Versöhnung auffordert, in
Großaufnahme reichen sich alle die Hände.
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