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Buffalo 66
USA 1998
Regie: Vincent Gallo
Mit Vincent Gallo, Christina Ricci, Ben Gazzara, Mickey
Rourke
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by bCentral
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Billy Brown ist ein
unerträglicher Mensch, genauer, und das tut einiges zur Sache, ein
unerträglicher Mann. Minutenlang müssen wir seine Qualen erdulden,
als er nach seiner Entlassung aus dem Knast dringend aufs Klo muß
und partout nicht irgendwo an die Ecke pinkeln kann. Der Film führt
seine Hauptfigur so in all ihrer Verklemmtheit sehr treffend ein. Wir ahnen,
daß uns dieser Typ, der sein Zukurzgekommensein dadurch (sehr durchsichtig,
aber was nützt das) kompensiert, daß er sich als abscheulicher
Kotzbrocken aufspielt, für den Rest des Films erhalten bleibt. Er und
seine verkorkste, in kalten, verwaschenen Bildern gezeigte Buffalo-Welt.
Wohl fühlen kann man sich keine Sekunde, mit ihm, mit dieser Welt. Ein
Film also, den man nur gegen alle Widerstände, die er in einem mobilisiert,
mögen, oder eher: schätzen kann. Dazu muß es ihm aber gelingen,
einem seine Sicht, seine Figuren, seine Welt aufzuzwingen, bis man zugibt,
ja, es ist furchtbar, aber so ist es, es wäre besser, so etwas gäbe
es nicht, aber es ist zu überzeugend geschildert, als daß man
es ignorieren könnte.
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Ich bezweifle aber, daß
das dem Film gelingt. Zunächst einmal ist ihm ein strenger (oder angestreng-
ter) Formwille nicht abzusprechen. Er beginnt mit hektischen Schnitten, beinahe
Jump-Cuts, Billys Rückkehr in seine Heimatstadt zu schildern und kommt
erst wieder zur Ruhe, als sich auch Billys Harndrang erledigt hat. Der Besuch
von Billy und der zum Zwecke der Vorspiegelung harmonischer Eheverhältnisse
gekidnappten Layla bei seinen Eltern spielt sich vorwiegend am Wohnzimmertisch
ab. Die Kamera wechselt ihre Position rund um den Tisch und nimmt die Perspektive
jeweils eines der vier Beteiligten ein. Freilich sieht sie aus jeder Perspektive
immer dasselbe lähmende Schweigen, Nicht-Kommunizieren, gelegentliche
Brüllen des Vaters. Geschichten aus der Vergangenheit werden in einem
extravaganten Rückblenden-Stil erzählt: das Bild fährt jeweils
aus der Mitte der Leinwand heraus, wird größer, bleibt jedoch
innerhalb eines schwarzen Rahmens. Ganz zu Anfang war Billy mit einem
regelrechten Vergangenheits-Puzzle zugedeckt worden, das Bild für Bild
die Leinwand füllte. Zweimal nimmt sich der Film Auszeiten aus seinem
sonstigen Realismus, gönnt erst Billys Vater einen Gesangsauftritt,
später Layla einen Steptanz auf der Bowlingbahn. Das läßt
einen beides eher ratlos. In sich gelungen ist eine Sequenz von Aufnahmen
von Billy und Layla, gegen Ende des Films, von knapp unter der Zimmerdecke,
beide liegen im Bett, er starr vor Schreck, in solche Nähe zu einer
Frau geraten zu sein und dann, nach kurzen Schwarzblenden, jeweils
Verschiebungen, Annäherungen dieses Verhältnisses. Das ist aber
die einzige Stelle, wo, für meinen Geschmack, das Gesuchte auch halbwegs
gefunden wirkt.
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Im Grunde will der Film aber eine Geschichte
erzählen, die Geschichte dieses Losers Billy. Alles formale
Independent-Getue kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß
er es sich damit einfach macht. Abgesehen vom (halbironischen) Happy End
gibt es keine Entwicklungen, alle Figuren sind und bleiben eindimensional,
insbesondere die Eltern, bloße Karikaturen, grandios gespielt freilich
von Ben Gazzara und Anjelica Huston. Daß damit Vincent Gallos Eltern
gemeint sind, macht die Sache noch unsympathischer, entscheidend aber ist,
daß der Film weniger an der erstickenden Atmosphäre, die er
heraufbeschwört, als an der Erwartbarkeit seiner Trostlosigkeit selbst
zu ersticken droht. Mitunter geradezu infam springt das Drehbuch dabei mit
Layla um, die als einziger Engel weit und breit zu Billys Erlösung in
diese dunkle Welt gesandt worden ist. Treuer und hündischer ergeben
als einst Käthchen von Heilbronn ihrem doch um einiges lichtvolleren
Angebeteten folgt sie ihrem Peiniger, erduldet sein abstoßendes Gebaren
und bringt ihn zu guter Letzt vom Pfad der Vernichtung ab (der uns als falsche
Vorblende einige sehr eindrucksvoll blutige Freeze-Frames liefert; in sich
wieder ziemlich beeindruckend). Christina Ricci spielt das mit stupender
Ausdruckslosigkeit. Auch Vincent Gallo ist famos, wenngleich es ihm, wie
man hört, keine große schauspielerische Anstrengung abverlangt,
einen Kotzbrocken zu spielen. Insgesamt ergibt das aber einen Film, dessen
Summe um einiges schlech- ter ist als seine Teile, der trotz großartiger
Schauspieler und formalen Einfallsreichtums nicht wirklich überzeugt.
Er läßt dem Zuschauer die Option, sich gelangweilt abzuwenden.
Gerade das dürfen Filme dieser Art nicht.
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