Nichts passiert - und genau darum geht es. Fast nichts. Am Anfang
fliegt, mit dumpfem Knall das städtische Schwimmbad von Bad Endbach
in die Luft, ein Signal, ein Schlag, dem kein weiterer folgt. Stattdessen:
eine Stimmung bleierner Unentschlossenheit. Im Mittelpunkt von Bungalow steht
Paul, er ist vom Bund abgehauen, man erfährt nicht genau, warum er
überhaupt hingegangen ist, man erfährt nicht genau, warum er gerade
jetzt desertiert, jedenfalls zieht er sich in den Bungalow seiner Eltern,
die im Italienurlaub sind, zurück. Legt sich erst mal aufs Bett und
masturbiert.
Er bleibt nicht lange allein, noch bevor die ersten Feldjäger
auftauchen, schaut erst mal seine Freundin vorbei und erklärt ihm, sie
sei nach den Monaten seiner Abwesenheit seine Ex-Freundin, dann stehen
plötzlich sein Bruder und dessen dänische Freundin Lene vor der
Tür. Auch sie wollen die nächsten Tage im Bungalow verbringen.
Damit ist das Viereck, zwischen dem sich nun die Bindungen und Abgründe
auftun werden, komplett. Paul, der antriebslos durch die Gegend schlurft,
verliebt sich in Lene; Max, Pauls Bruder, kann nicht begreifen, was mit Paul
los ist. So recht begreiflich ist es nicht und doch wird diese Figur im Laufe
des Films vollkommen schlüssig. Man spürt, dass hier alles stimmt
(und mit formaler Strenge inszeniert ist), jedes Detail in den Bewegungen,
im Tonfall, im Verhalten.
Bungalow erzählt nichts weiter als von den paar Tagen im Bungalow.
Paul scheint immer weiter außer Kontrolle zu geraten, ständig
streitet er sich mit seinem Bruder, seine Ex-Freundin kehrt zurück,
man geht in die Disco. Mehr passiert nicht, jedenfalls keine großen
Wendungen oder dramatischen Ereignisse. Stark ist Bungalow aber darin, diesen
wenigen Tagen in Pauls Leben ohne alle Aufdringlichkeit eine große
Gültigkeit zu geben. Die Tage im Bungalow, seltsam aus der Zeit gefallen,
aus der Kontinuität dessen, was hinterher eine Biografie ergeben wird,
taugen zur Metapher für eine Lebensphase der Unentschlossenheit, aber
auch der Sehnsüchte und der Unfähigkeit, den Erwartungen und
Ansprüchen zu entsprechen, die keinem (und in der hier gezeigten Weise
vor allem den Jungs) ganz fremd sein dürfte. Ulrich Köhler hätte
das alles noch ein klein wenig präziser auf den Punkt bringen könne,
gelegentlich hängt Bungalow ein bisschen zu sehr durch. Auch das Ende
überzeugt in seiner aufdringlichen Ambivalenz nicht. Dennoch: ein sehr
gelungenes Debüt.
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