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1. All diese Filme sind von Herzen
gut gemeint - und schon von daher, das ist keine neue Erkenntnis, das Gegenteil
von Kunst. Gute Menschen tun guten Menschen Gutes und man hat sich zu freuen,
wenn sie bösen Menschen Böses tun. 'Antonias Welt' z.B. wäre
im wirklichen Leben zwar nervtötend, aber doch eher erfreulich. Als
Film ist er eine unverschämte Zumutung, weil Unterforderung der
intellektuellen Kapazitäten des Zuschauers.
2. Keiner dieser Filme wagt auch nur das Geringste.
Man folgt altbewährten Klischees, vorzugsweise des buddy-movies. Am
besten sind Kinder, Kranke, Behinderte. Sie sind die wahren Helden, an ihnen
reifen die kulturell verdorbenen Erwachsenen (wäre er nicht schon
längst vergessen, könnte man gleich an den letztjährigen 'Kolya'
denken).
3. Sehr belohnt wird die Auseinandersetzung mit
sogenannten 'ernsten Themen'. Kranke, Behinderte habe ich schon erwähnt.
Der Holocaust kommt aber auch immer gut. Dieses Genre produziert filmgewordene
Verwechslungen zwischen Moral und Ästhetik und erst wenn man darüber
nachzudenken beginnt, wird es wieder interessant. Es kann einem dann
nämlich scheinen, daß man solchen Themen ästhetisch am ehesten
mit Amoral beikommen kann. Nicht daß das reicht - aber ein Weltbild,
in dem einen der klare Unterschied von Gut und Böse aus treuherzigen
Kinderaugen ansieht, ist beim besten Willen nicht kunsttauglich, sondern
wird es erst beim schlechtesten.
4. Auslandsoscarfilme sind klebrig. Man wird
ins eiserne Gehäuse von Rührungsmaschinen gesteckt, schlimmer noch
(weil weniger offen) als in den schlimmsten Hollywood-Filmen. Bild, Dialog,
Musik sind stets im selben Moment der selben Meinung. Auslandsoscarfilme
sind, auf diese einfache Formel gebracht, schlicht in allem das Gegenteil
von Godard. Wer zu denken versucht, wird gnadenlos bestraft mit Liebesentzug.
Sofortige Langeweile ist die Folge, bis hin zur Empörung darüber,
für wie dumm man verkauft wird. Als gäbe es nicht genug Figuren,
mit denen einem die Identifikation geradezu aufgezwungen wird.
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