John Boorman: Country of My Skull (GB 2003)

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John Boorman: Country of My Skull (GB 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

  

Wenn man’s recht besieht, begeht John Boorman’s Wettbewerbsbeitrag „Country of my Skull“ so ziemlich jede Todsünde, die man in Hollywood so zu begehen pflegt, wenn man sich schwierigen politischen Themen nähert. Die Komplexität der Verhältnisse wird munter drauflos reduziert, durch Personalisierung zuerst. Genau das geschieht hier mit einer so nonchalanten Unverschämtheit, dass es fast schon wieder als Formprinzip durchgehen könnte. Ins Südafrika der Wahrheitskommissionen nämlich wird Samuel Jackson geschickt, als Schwarzer unter Weiße unter Schwarzen. Als Weiße unter Schwarzen fungiert die Afrikaanderin Juliette Binoche (sie hält sich, Akzent und alles, ganz gut) – und die offizielle Historie der Geständnisse und Begnadigungen, der Verbrechen und Verletzungen bekommt als kleine Schwester aus Hollywood das ganze in Gestalt einer Privatgeschichte beigesellt.

Anna Malan, von Haus aus Dichterin, berichtet fürs Radio über die Hearings, die Schwarze und Weiße im Rahmen eines Prozesses eigener Art konfrontiert: die Schwarzen berichten von ihrem Leid, die Weißen gestehen ihre Untaten und werden begnadigt, wenn sie nur auf Befehl gehandelt haben. Das alles erfährt man, wenngleich es dabei kaum ohne die Nötigung abgeht, durch die Augen der Protagonisten zu blicken. Tatsächlich werden die Prozesse dadurch mehr oder minder zur blossen Illustration im Rahmen einer aufs Exemplarische und Individuelle reduzierten Geschichtslektion. Die eigentliche Entwicklung findet stets zwischen Anna Malan und John Whitfield statt, der für die Washington Times in die USA berichtet. In einem Prozess politisierter Übertragungsverhältnisse, von dem Freud nicht geträumt haben dürfte, kommen sich die beiden näher. Und näher.

Was zur Folge hat, dass nun Anna Malan einen Wahrheitsprozess eigener Art durchzufechten hat, zuhause, mit ihrem Mann, dem sie alles gesteht. Spätestens hier erweist sich das ganze Arrangement als denn doch zu absurd. Dabei hat John Boorman mit Hilfe eines gar nicht dummen, weil bei aller privatisierenden Dreistigkeit im Detail immer wieder erfreulich dezenten Drehbuchs, seinen Film in beinahe respektabler Manier über die Zeit gerettet. Juliette Binoche und Samuel Jackson, deren Spiel so wenig manipulativ ist wie es, im Großen und Ganzen, die Mittel der Regie sind, helfen dabei nicht wenig. Erst die Auflösungen ins Harmonische sind es, die die Geschichte vom Versöhnlichen ins Versöhnlerische, von Nachdenklichkeit ins Thesenhafte umpolen.

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