Scherpunkt Asien: Kiyoshi Kurosawa: Cure (Japan 1997)

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Cure

Regie: Kiyoshi Kurosawa

Mit: Koji Yakusho

Biografie Kurosawa:

Kiyoshi KurosawaGeboren 1953 in Kobe, dreht schon in der Jugend Super-8 -Filme. Regieassistent u.a. von Shinji Somai. 1992 Sundance Stipendium für Charisma, Ausbildung in den USA. Kairo (2001) gewinnt den FIPRESCI-Kritiker-Preis in Cannes. (Mit seinem Namensvetter Akira ist Kiyoshij Kurosawa im übrigen weder verwandt noch verschwägert.)

Filmografie:

1983 Knadagawa Wars
1985 The Excitement of The DO-RE-MI-FA Girl
1988 They're Back
1989 Sweet Home
1992 The Guard From The Underground
1995 Suit Yourself or Shoot Yourself 1
1995 Suit Yourself or Shoot Yourself 2
1996 Suit Yourself or Shoot Yourself 3
1996 Suit Yourself or Shoot Yourself 4
1996 Door III
1996 Suit Yourself or Shoot Yourself 5
1996 Suit Yourself or Shoot Yourself 6
1997 The Revenge - A Visit From Fate
1997 The Revenge - The Scar That Never Fade
1997 Cure
1998 Serpent's Path
1998 Spider's Gaze
1998 License to Live
1999 Charisma
1999 Barren Illusion
2000 Korei
2001 Kairo

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Kiyoshi Kurosawa: Cure (Japan 1997)
Kritik von Ekkehard Knörer

 Kiyoshi Kurosawa: Cure

zum Asien-Schwerpunkt

Eine Reihe von brutalen Morden geschehen, die eine gemeinsame Signatur tragen: ein in den Körper geschlitztes X. Der Schein, dass es sich um denselben Täter handeln muss, trügt: die Täter sind meist noch vor Ort, bei jeder neuen Tat ein anderer. Verwirrt, unfähig zu sagen, warum sie die Morde begangen haben. Kommissar Takabe und der Psychologe Sakuma, mit dem er zusammenarbeitet, stehen vor einem Rätsel.

Der Zuschauer bekommt einen Wissensvorsprung, doch auch sein Wissen bleibt zunächst verrätselt. Ein junger Mann, offenbar unter totalem Gedächtnisverlust leidend, taucht auf aus dem Nichts, das in einer besonders eindrucksvollen Szene ein menschenleerer Strand ist, schleicht sich in die Leben der späteren Mörder. Er stellt immer wieder dieselben Fragen: Wer bin ich? Wer bist du? und fordert die Menschen, die begonnen haben, sich um ihn zu kümmern, dazu auf, von sich zu erzählen. Als zunächst noch leere, nicht einzuordnende Information rückt Kurosawa die Flamme eines Feuerzeugs ins Bild. (Mamiya , das zeigt Kurosawa nach und nach, nutzt die Flamme oder auch fließendes Wasser dazu, seine Opfer zu hypnotisieren).

Parallel zu den Szenen, die die späteren Täter im Gespräch mit dem jungen Mann einführen, gibt es Einblicke ins Zusammenleben des Kommissars mit seiner geistig verwirrten Frau. Auch sie vergisst Dinge, verläuft sich, serviert Takabe ein rohes Steak. Die Amnesie als Identitätsverlust, die die Menschen unberechenbar macht, bedrohlich, tödlich, die sie sich selbst nicht mehr begreifen lässt, kreist Takabe ein. Der Agent dieser Amnesie ist der junge Mann, Mamiya, früherer Student der Psychologie, Experte für Hypnose und Mesmerismus. Es zeigt sich, im Laufe der Ermittlungen, wie Mamiya vorgeht, wie er seine Opfer dazu bringt zu tun, was sie nie getan hätten. Mamiya ist jedoch, das formuliert der Psychologe Sakuma, nicht viel mehr als ein Katalysator, der den Menschen erlaubt, ihre unbewussten Wünsche Mordtaten werden zu lassen.

Mehr und mehr wird Cure so zum Psycho-Duell zwischen Mamiya und Takabe, der sich, in der Konfrontation mit den Fragen und Verführungen des jungen Mannes, seinen eigenen Ängsten, vor allem der Mischung aus Angst und Hass, die er seiner Frau gegenüber empfindet, ausgesetzt sieht. Langsam, geduldig und ohne spannungssteigernde Mätzchen spitzt Kiyoshi Kurosawa die Situation zu. Die Inszenierung bleibt geprägt von Einstellungen in halbnaher Entfernung, distanziert beobachtet die Kamera Takabes immer häufigere Ausbrüche, den Gleichmut Mamiyas, das Driften Sakumas über die Grenze zwischen Wirklichkeit und Wahn.

Das Whodunit lässt Cure schnell schon hinter sich, mit dem Whydunit hält er sich, die Geschichte des Mesmerismus in Japan ausbreitend, ein wenig zu lange auf. Sehr stark ist der Film darin, dass er das Serienkiller-Genre zur Psychostudie des Ermittlers mutieren lässt, ohne dabei auf schweigende Lämmer zurückgreifen zu müssen. Die Figur Takabes, von Koji Yakusho (Eureka, Shall We Dance) mit eindrucksvoller Zurückhaltung gespielt, ist das Zentrum des Films, um das die Figuren als Variationen des Grundmotivs - das Fließen der Grenzen von Identität und Erinnerung, von unbewussten Wünschen und bewusster Kontrolle über die eigenen Handlungen - gruppiert werden. Zuletzt findet sich Takabe selbst jenseits der Grenze wieder - und Cure geht mit zwei rätselhaften Schlusseinstellungen noch einen Schritt weiter, verweigert zuletzt auch dem Zuschauer die klare Unterscheidung zwischen Fantasie und Realität.

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