Chantal Akerman: Demain, on déménage (F/Belgien 2003)

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Chantal Akerman: Demain, on déménage (F/Belgien 2003)

 

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Chantal Akerman: Demain, on déménage (F/Belgien 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

  

Heute begann der Tag mit Chantal Akermans Sex-und-Holocaust-Boulevardkomödie "Demain, on déménage". Früher begann er mit einer Schusswunde, aber da war ohnehin alles besser. Es gibt einen Plot, etwas in der Art jedenfalls. Wir haben Charlotte, die eine erotische Geschichte erzählen soll, in irgendjemandes Auftrag und sich von ihrer Mutter, mit der sie eine Wohnung teilt, schmutzige Wörter einflüstern lässt. Die Wohnung, die erotische Geschichte, das sind die roten Fäden des Films, der besser ein Theaterstück geworden wäre (aber gewiss auch kein gutes). Gelegentlich kommt der Holocaust ins Spiel, etwa in Gestalt von Samuel Popernick, Immobilienmakler von der traurigen Gestalt. Er hat seine Familie in Polen verloren. Der Geruch des Fungizids in der Wohnung erinnert ihn an Polen. Ist das mehr als eine törichte Frivolität? Ich wüsste nicht, warum. Dann spielt er Klavier.

Charlottes Mutter Catherine ist Klavierlehrerin, im Grunde ein weiterer roter Faden: die Musik. Mal vom Klavier (das in der ersten Einstellung durchs Bild schwebt), mal aus dem CD-Player, mal tanzen die Leute, die kommen, sich die Wohnung zu besichtigen, zur Musik. Einer hat etwas gegen Beethoven, seine Frau liebt Beethoven, dann verlässt er seine Frau. Eine andere Frau, sie hat jeden Tag Sex, bekommt ihr Kind in der Wohnung. Der alten, denn eine neue wird ja gesucht. Im Café belauscht Charlotte Gespräche und übernimmt sie in ihre Geschichte. In einer weiteren Wohnung, die sie sich mit einer anderen Frau teilt, lauscht sie an den Wänden, Sex rechts, Sex links, eifrig ins Notebook getippt. Ach ja, Charlottes Vater ist gerade gestorben, Catherine bewahrt in einem Koffer Unterhosen, Hemd, Krawatte, Rasierzeug etc. als Andenken. Der Mann, der seine Frau verlässt, wird den Koffer an sich nehmen. Später bringt er ihn zurück.

Klingt nach einem Durcheinander? Das ist es, weiß Gott. Aber eines mit Tempo. Irgendwie hat Chantal Akerman die Idee, dass Komik von selbst entsteht durch Beschleunigung zum einen und ständige Wiederholung zum anderen des Unkomischen. Das ist ein Irrtum. Es gibt einen einzigen recht hübschen Gag, dem als running gag allerdings auch rasch die Puste ausgeht: Bei jeder Wohnungsbesichtigung - es gibt eine ganze Reihe - öffnet einer den Kühlschrank, stellt erstaunt fest: Er ist leer. Replik: Man kann ihn füllen. Wer weiß, vielleicht wäre der Film gerne eine Screwball-Comedy. Er ist es nicht. Leid tut einem Sylvie Testud, die hier zu Gekasper gezwungen wird, weit unter ihrem darstellerischen Niveau. Am Ende zieht im übrigen die Mutter aus, die Frau, die jeden Tag Sex hatte, trennt sich von ihrem Freund und zieht ein, mit Kind. Das ist wohl eine feministische Pointe.

In der Reihe vor mir leises Schnarchen. Neid.

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