Womanizer Thomas (Gregor Törzs) hat mit Anfang 30 schon viel
erreicht. Etliche Romane des Jungautors haben die Bestsellerlisten erobert.
Er lebt mit seiner Freundin Sarah (Deborah Kaufmann) zusammen, die sich um
die geschäftliche Seite kümmert und ihm jeden Wunsch von den Lippen
abliest. Eines Tages stürzt er beim Fallschirmspringen ab. Im Angesicht
des Todes hat Thomas eine Vision: er sieht sein zukünftiges Leben wie
einen Film vor seinem geistigen Auge ablaufen und das Drehbuch sieht vor,
dass er am 11.November ermordet werden wird. Wie durch ein Wunder überlebt
er den Unfall und ist in der Folge von seinen Visionen besessen.
Schlechte Thriller sind häufig plotlastig und nur selten gelingt
es, einzig durch eine zuvor nie gesehene Variante das Publikum zu fesseln.
Aber selbst dann ist in diesem Genre, vielleicht mehr als in jedem anderen,
die Hauptfigur von eminenter Bedeutung. Das liegt an dem meist subjektiv
gefärbten Blick einer Welt, die scheinbar aus dem Gleichgewicht gerät.
Der Zuschauer begibt sich mit dem Helden auf einen Psychotrip. Um diesen
Schritt zu tun, muss man den Helden mögen, sich mit seinen Zielen
identifizieren und am Ende, im Idealfall, mit ihm eine Entwicklung vollzogen
haben, durch die man sich selbst ein wenig besser kennengelernt hat. Sibylle
Tafel kann sich glücklich schätzen für die Hauptrolle Gregor
Törzs gewonnen zu haben. Ihre Figur hätte allzu leicht
überheblich, arrogant, kurz abstoßend wirken können. Ein
Mann, der sich eine Frau wie ein Haustier hält, mürrisch durch
die Villa tigert und keine Gelegenheit ausläßt, jeden anzuraunzen,
der ihm zufällig in die Quere kommt.
Törzs schafft es mit ein paar wenigen Taschenspielertricks ironische
Distanz zu schaffen. Kaum jemand, der ihm da was vormachen kann. Gut für
die Rolle, schlecht für den Thrill und dennoch das kleinere Übel.
"Der Morgen nach dem Tod" baut zielstrebig seine Trash Qualitäten aus,
beabsichtigt oder nicht. Eine notwendige Voraussetzung, um die Löcher
der wendungsreichen Story wohlwollend hinzunehmen die sich bei einem derart
vertrackten Plot irgendwann notgedrungen ergeben. Manchmal fühlt man
sich in einen italienischen Giallo versetzt, ohne Blut und Gedärme
selbstverständlich, und das ist als Kompliment zu verstehen. Musik und
Kamera recyclen von De Palma bis hin zu Verhoevens "Basic Instinct"; und
sie machen das durchaus gut. Es bleibt ein unterhaltsamer Streifen,
flüchtig wie der Augenblick, der sein Geld wert ist. Und das
läßt sich beileibe nicht von allen Fernsehfilmen behaupten.
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