Jochen Breitenstein: Der Ring des Buddha  (D 2002)

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Jochen Breitenstein: Der Ring des Buddha  (D 2002)

 

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Jochen Breitenstein: Der Ring des Buddha  (D 2002)
Kritik v
on Thomas Reuthebuch

 

1950 brach der Geologe Toni Hagen mit einer Schweizer Forschergruppe nach Nepal auf, um im Auftrag des Maharadschas nach Bodenschätzen zu suchen. Für Hagen wurde das kleine Königreich am Himalaya bald zur zweiten Heimat. Er wurde offizieller Regierungsgeologe, durchquerte als erster Europäer das weitgehend unerforschte Land und legte während der folgenden acht Jahre 14'000 Kilometer zu Fuss zurück. Doch Hagen war nicht nur Forscher und Abenteurer, sondern auch Philanthrop. Als nach der Annexion Tibets durch China Tausende von Flüchtlingen nach Nepal strömten, nahm er sich ihrer an, organisierte Lebensmittel und Unterkünfte und trug massgeblich dazu bei, dass der Westen auf das Tibet-Problem aufmerksam wurde und Hilfe leistete. Die Flüchtlingshilfe prägte in der Folge Hagens ganzes Leben, das er im Auftrag von UNO und IRK in zahlreichen Krisengebieten der Welt verbrachte.

Der Ring des Buddha folgt dem mittlerweile 83-jährigen Toni Hagen an den Ort, den er so sehr ins Herz geschlossen hat. Auf der Suche nach dem befreundeten Mönch Rinpache, dem er aus Dankbarkeit und um der alten Zeiten willen dessen Ring zurückgeben will, funktioniert der Film als Melange aus Dokumentation, Spielfilm und ethnografischen Aufnahmen mehr schlecht als recht. Im Gegenteil: von erschreckend distanzloser Bewunderung durchzogen, geraten die Dokumentarfilmpassagen zu einer Hymne an den rüstigen alten Herrn, der im Frage- und Antwortspiel mit der jungen, hübschen Nepalesin Sarasvati (Sonia Mehta) Anekdote über Anekdote zum Besten geben darf. Das alles geschieht mit derart wenig filmischer Raffinesse, dass man sich beizeiten an das Telekolleg im Bayerischen Fernsehen erinnert fühlt. Schwerer wiegt jedoch, dass im weiteren Verlauf eine Haltung an den Tag drängt, die man sprachlos irgendwo zwischen Leni Riefenstahl und Jim Knopf auszumachen glaubt. Das anfängliche Schmunzeln beim Betrachter weicht offenem Unverständnis. Die "Ureinwohner", sprich die Nepalesen und Tibetaner, werden auf genau das reduziert: exotisch anmutende, farbenfroh gekleidete Gutmenschen, naiv wie kleine Kinder, ohne eigenen Willen hilflos den Launen der Großen ausgesetzt. Dabei wird kein Unterschied gemacht zwischen religiös-motivierten Traditionen, politischen Verwerfungen oder etwa mitteleuropäisch-sozialisiertem Kolonialistenverständnis. Wenn Hagens Begleiterin sich um einen halben Tag verspätet, sind die Götter schuld. Sie hatte so ein Bedürfnis, plötzlich, und musste auf der Stelle um Schutz für ihr Auto ersuchen. Hagen huscht ein nachsichtiges Lächeln übers Gesicht. Überhaupt Zeitwahrnehmung: Am Telefon schnauzt er einen Mönch an, schnell nach Rinpache zu suchen. Seufzend bedauert er einen Wimpernschlag später, nicht nachdrücklicher sein Anliegen vorgetragen zu haben. Was heißt hier schon schnell. Eine Demonstration seiner Schießkunst in einem Einschub aus seinen jugendlichen Abenteurerzeiten wird da schnell zu überheblichem Getue und immer mehr spürt man das Unbehagen in sich hochkriechen.

Wohlgemerkt geht es nicht darum, wieviel Wahrheitsgehalt in den einzelnen Szenen stecken mag, sondern wie geschickt oder eben weniger geschickt es ist, sie an diesem Punkt des Films auf jene Art und Weise zu plazieren, wenn überhaupt. Die Aufnahmen des von Toni Hagen selbst gedrehten ethnografischen Farbfilmmaterials aus den fünfziger Jahren passen da gut ins Bild. Geschickt in den Kontext geschnitten, vermitteln sie die lückenlose Fortsetzung des bereits ausgebreiteten Selbstverständnisses. Man muss hier sehr wohl aufpassen und es sei an dieser Stelle deutlich gesagt: Sicherlich wird man von Filmemacherseite mit den besten Absichten an dieses Projekt herangegangen sein und unbestritten sollen die Verdienste von Toni Hagen bleiben, auch wenn man nach dem Film genauso schlau ist wie vorher. Aber es bleibt die Skepsis, inwieweit man seinem Objekt der Begierde einen Bärendienst erwiesen hat.

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