Schwarz in Schwarz, das letzte Bild, obwohl strenggenommen kein
Bild, eine Schwarzblende, die sekundenlang stehen bleibt, bis der Abspann
über die Leinwand kriecht. Davor 78 schwermütige Minuten, eine
Geschichte die vieles im unklaren lässt und den Zuschauer gesenkten
Hauptes aus dem Kino entlässt.
Entstanden ist der Film im Rahmen der dffb, angedacht als
20-minütiger Kurzfilm zwischen den Seminaren. Das erklärt vieles,
die Struktur zum Beispiel. Die Geschichte folgt dem wohlhabenden Edzard
(überzeugend: Christoph Bach) auf seinem Weg im dicken Benz (was fährt
wohl jemand der Edzard heißt) von Berlin nach Braunschweig oder umgekehrt.
Vieles wird nur angedeutet, bleibt im Vagen. Manchmal hätte man sich
ein wenig mehr Information gewünscht. Die Verwirrung lässt sich
festmachen am Pressetext, der als Anlass von Edzards Reise den Tod des
älteren Bruders erwähnt. Im Film spricht auch Edzard davon, taucht
wenig später aber bei dessen Hochzeit auf, die in einem Eklat endet
als er vor versammelter Familie den Abschiedsbrief eines verstorbenen
Mädchens an deren Mutter verliest. Edzard ist offensichtlich schwer
durcheinander, stößt Leute mit schöner Regelmäßigkeit
vor den Kopf, einen Tramper etwa oder einen, zugegebenermaßen
widerwärtigen Kerl, der am Rasthof augenzwinkernd Lebensweisheiten von
sich gibt.
Ich mag prinzipiell die Vorgehensweise, nur Anstöße zu
liefern, den Zuschauer zu fordern, die Backstory einer Figur im Kopf des
Betrachters entstehen zu lassen. Hier geht mir das jedoch zu weit, besser
gesagt, erscheint mir zu vieles in Beliebigkeit zu versanden. Dazu kommt
der extrem unterkühlte Stil, die distanzierte Kameraarbeit, die fehlenden
Identifikationsangebote. Ludwig und Glaser finden mit ihrem Kameramann Ngo
The Chan zwar immer wieder interessante Bilder, dennoch drängt sich
der Eindruck auf, dass der Stilwille über die Geschichte triumphiert.
Zuletzt verliert man das Interesse an Edzards Schicksal, an seinem Autismus
und möchte tief Luft holen und schnell vergessen.
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