Filmkritik Frank Oz: Die Frauen von Stepford  (USA 2004)

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Filmkritik: Frank Oz: Die Frauen von Stepford  (USA 2004)

 

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Frank Oz: Die Frauen von Stepford  (USA 2004)
Kritik v
on Stefan Höltgen

 

I can do it better

Die ehrgeizige TV-Produzentin Joanna Eberhard (Nicole Kidman) entwickelt Shows zum Thema "Gender Trouble". Darin geht es vor allem um die (sexuelle) Befreiung der Frau aus dem Ehe-Käfig. Als sich eines Tages ein gehörnter männlicher Kandidat zuerst an seiner durch die Show promisk gewordenen Ehefrau und dann an Joanna per Waffengewalt rächen will, wird die Show abgesetzt und die Produzentin gefeuert. Zusammen mit ihrem Mann Walter (Matthew Broderick) zieht sie nach einem totalen Nervenzusammenbruch aus New York fort in das Städtchen Stepford im Herzen von Connecticut. Dort gibt es weder Gewalt noch Drogenmissbrauch noch sonstwelche Dinge, um die man sich Sorgen machen müsste. Alle sind freundlich zueinander - überfreundlich.

Vor allem die Anhänglichkeit der Frauen an ihre Männer, die perfekt aufgeräumten Häuser und Vorgärten wecken Joannas Aufmerksamkeit. Während Walter sich mit den übrigen Männern des Ortes in einem exklusiven Club trifft, kommt Joanna zusammen den beiden ebenfalls neu nach Stepford gezogenen Bobbie (Bette Midler) und dem schwulen Dave (Jon Lovitz) dem Geheimnis, das vor allem mit dem ominösen Männerclub und dessen Vorsitzendem Mike (Christopher Walken) zu tun hat, auf die Spur. Doch dann erfahren Bobbie und Dave eine merkwürdige Veränderung und benehmen sich ebenso clean und untadelig wie alle anderen Frauen in Stepford. Als Joanna schließlich herausfindet, dass eine gewaltige Verschwörung hinter der Fassade des Ortes stattfindet, bei der alle Frauen durch Roboter ausgetauscht werden, ist es schon fast zu spät: Walter hat gleiches mit seiner ewig renitenten und Unfrieden stiftenden Frau vor.

Der Story des 1975er Originals von Bryan Forbes hat das Remake von Frank Oz zunächst kaum etwas hinzuzufügen. Doch die Details sind es, die die "neue Version" auszeichnen: Fand der Frauentausch in der ersten Version noch nahezu grundlos statt (die Männer wollten einfach hörige Partnerinnen), so sind es hier vor allem die Ergebnisse der Emanzipation, die zerschlagen werden sollen. Sicherlich: Die Emanzipation, wie sie hier dargestellt wird, ist eher Emma'scher Prägung: Die Frauen außerhalb Stepfords verhalten sich genauso wie, oft sogar schlimmer als die Männer, wenn es um Macht und Skrupellosigkeit geht. Das steht als Gefahr des Patriarchats im Raum und kann nur durch totale Domestikation bekämpft werden. Doch unter dieser augenscheinlich halbgar-feministischen Erzählung brodeln ganz andere Diskurse: Die totale Gleichschaltung in Stepford ist das Beängstigende, die Tendenz, mit der das Fremde zum Eigenen gemacht wird, mit der allen Unterschiede nivelliert werden und vor allem: mit der der Konsum zum Leitmotiv der schönen neuen Welt und zur Rettung des Emotionshaushalts erklärt wird - gegen den man sich nicht nur nicht wehren kann, sondern schließlich sogar nicht wehren will. Stepford ist das Wunsch- und Zerrbild des asexuellen, ordentlichen, gewaltfreien, puitanischen Amerikas, wie es die Bush-PR gern hochhält.

Frank Oz, der schon immer für recht direkte Worte (und Bilder) zu haben war, nimmt kein Blatt vor den Mund: Die Idee zum Örtchen Stepford will Bürgermeister Mike von Disneyworld übernommen haben - soweit geht auch das Original. Doch er selbst hat auch eine gehörige Portion Know how von Mikrosoft (daher auch sein Kosename) mit eingebracht. Zudem wird das ganze Projekt Stepford von ganz oben gemanagt: Nein, nicht von der Regierung, sondern von den internationalen Konzernen, die ein reges Interesse an der Harmonie eines befriedeten Marktes zu haben scheinen. Doch das Remake von The Stepford Wives erzählt noch weiter, wenn das Original schon am dystopischen Ende angekommen ist. Es gibt einen Plottwist, der der Subversion noch eins draufzusetzen versucht und schließlich im Happy End endet, was dann aber doch wieder nur die Vermarktung des Stepford-Skandals nach sich zieht - als Reinstallation des Althergebracht-Schlechten, das aber immerhin für die beste aller möglichen Welten steht.

Dies zeigt schon: Der Film lebt von seinem Sarkasmus und dieser wird im Wesentlichen durch die hervorragende schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller getragen. Davon hat The Stepford Wives nicht wenige zu bieten: Neben der unglaublich agilen Nicole Kidman ist es vor allem das Spiel Glenn Closes als Übermutter aller Hausfrauen und Eheweib Mikes, die die Atmosphäre des Films bestimmt. Mathew Broderick, an dem leider immer noch sein Teenager-Image haftet, kann dieses hier gewinnbringend einsetzen: Er wird von seiner Frau vollständig dominiert und sein Macht ist eher die des Mitleiderregens. Bette Midler ist indes als "schlampige Frauenpower-Schriftstellerin" genauso in ihrem Rollenklischee gefangen, wie Christopher Walken als der ambivalente und stets höliche Bösewicht. Doch auch diese Rollenklischees passen bestens ins Erzählkonzept. Dass das Remake gegenüber dem Original längst nicht so "geschwätzig" (wie es in der damaligen Filmpresse nicht selten hieß) ausfällt, ist vor allem der dynamischen Kamera im Verbund mit dem Soundtrack David Arnolds zuzuschreiben, der - vor allem dadurch, dass er sehr an Danny Elfmans Scores erinnert - der ganzen Szenerie stets etwas Tim Burton-haft Tänzelndes verleiht.

Sicherlich geht The Stepford Wives nicht in die Annalen der Remake-Geschichte ein: dazu ist er zu sehr auf die Aktualisierung der Motive fixiert und zu wenig auf das Remaking der Erzählung selbst. Es ist einfach eine alte Erzählung in neuem Gewand. Doch vor allem als politische Parabel bietet der Film - in Hinblick auf die aktuelle US-amerikanische Politik - erstaunlich analytisches Potenzial. Stepford als Zentrum der verwirklichten Homeland-Security ist sicherlich kein allzu utopischer Topos. Darüber hinaus ist der Film eine solide inszenierter und sehr gut gespielte Komödie über den Kampf der Geschlechter, der - wie nicht nur in etlichen zeitgenössischen deutschen Komödien und amerikanischen Sex&City-Soaps - ausnahmsweise einmal nicht im Bett gefochten und entschieden wird.

Die Frauen von Stepford
(The Wifes of Stepford, USA 2004)

Regie: Frank Oz
Buch: Ira Levin, Musik: David Arnold, Kamera: Rob Hahn, Schnitt: Jay Rabinowitz
Darsteller: Nicole Kidman, Matthew Broderick, Bette Midler, Glenn Close, Christopher Walken

Verleih: UIP, Länge: 95 Minuten

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