I can do it better
Die ehrgeizige TV-Produzentin Joanna Eberhard (Nicole Kidman) entwickelt
Shows zum Thema "Gender Trouble". Darin geht es vor allem um die (sexuelle)
Befreiung der Frau aus dem Ehe-Käfig. Als sich eines Tages ein
gehörnter männlicher Kandidat zuerst an seiner durch die Show promisk
gewordenen Ehefrau und dann an Joanna per Waffengewalt rächen will,
wird die Show abgesetzt und die Produzentin gefeuert. Zusammen mit ihrem
Mann Walter (Matthew Broderick) zieht sie nach einem totalen Nervenzusammenbruch
aus New York fort in das Städtchen Stepford im Herzen von Connecticut.
Dort gibt es weder Gewalt noch Drogenmissbrauch noch sonstwelche Dinge, um
die man sich Sorgen machen müsste. Alle sind freundlich zueinander -
überfreundlich.
Vor allem die Anhänglichkeit der Frauen an ihre Männer, die perfekt
aufgeräumten Häuser und Vorgärten wecken Joannas Aufmerksamkeit.
Während Walter sich mit den übrigen Männern des Ortes in einem
exklusiven Club trifft, kommt Joanna zusammen den beiden ebenfalls neu nach
Stepford gezogenen Bobbie (Bette Midler) und dem schwulen Dave (Jon Lovitz)
dem Geheimnis, das vor allem mit dem ominösen Männerclub und dessen
Vorsitzendem Mike (Christopher Walken) zu tun hat, auf die Spur. Doch dann
erfahren Bobbie und Dave eine merkwürdige Veränderung und benehmen
sich ebenso clean und untadelig wie alle anderen Frauen in Stepford. Als
Joanna schließlich herausfindet, dass eine gewaltige Verschwörung
hinter der Fassade des Ortes stattfindet, bei der alle Frauen durch Roboter
ausgetauscht werden, ist es schon fast zu spät: Walter hat gleiches
mit seiner ewig renitenten und Unfrieden stiftenden Frau vor.
Der Story des 1975er Originals von Bryan Forbes hat das Remake von Frank
Oz zunächst kaum etwas hinzuzufügen. Doch die Details sind es,
die die "neue Version" auszeichnen: Fand der Frauentausch in der ersten Version
noch nahezu grundlos statt (die Männer wollten einfach hörige
Partnerinnen), so sind es hier vor allem die Ergebnisse der Emanzipation,
die zerschlagen werden sollen. Sicherlich: Die Emanzipation, wie sie hier
dargestellt wird, ist eher Emma'scher Prägung: Die Frauen außerhalb
Stepfords verhalten sich genauso wie, oft sogar schlimmer als die Männer,
wenn es um Macht und Skrupellosigkeit geht. Das steht als Gefahr des Patriarchats
im Raum und kann nur durch totale Domestikation bekämpft werden. Doch
unter dieser augenscheinlich halbgar-feministischen Erzählung brodeln
ganz andere Diskurse: Die totale Gleichschaltung in Stepford ist das
Beängstigende, die Tendenz, mit der das Fremde zum Eigenen gemacht wird,
mit der allen Unterschiede nivelliert werden und vor allem: mit der der Konsum
zum Leitmotiv der schönen neuen Welt und zur Rettung des Emotionshaushalts
erklärt wird - gegen den man sich nicht nur nicht wehren kann, sondern
schließlich sogar nicht wehren will. Stepford ist das Wunsch- und Zerrbild
des asexuellen, ordentlichen, gewaltfreien, puitanischen Amerikas, wie es
die Bush-PR gern hochhält.
Frank Oz, der schon immer für recht direkte Worte (und Bilder) zu haben
war, nimmt kein Blatt vor den Mund: Die Idee zum Örtchen Stepford will
Bürgermeister Mike von Disneyworld übernommen haben - soweit geht
auch das Original. Doch er selbst hat auch eine gehörige Portion Know
how von Mikrosoft (daher auch sein Kosename) mit eingebracht. Zudem wird
das ganze Projekt Stepford von ganz oben gemanagt: Nein, nicht von der Regierung,
sondern von den internationalen Konzernen, die ein reges Interesse an der
Harmonie eines befriedeten Marktes zu haben scheinen. Doch das Remake von
The Stepford Wives erzählt noch weiter, wenn das Original schon
am dystopischen Ende angekommen ist. Es gibt einen Plottwist, der der Subversion
noch eins draufzusetzen versucht und schließlich im Happy End endet,
was dann aber doch wieder nur die Vermarktung des Stepford-Skandals nach
sich zieht - als Reinstallation des Althergebracht-Schlechten, das aber immerhin
für die beste aller möglichen Welten steht.
Dies zeigt schon: Der Film lebt von seinem Sarkasmus und dieser wird im
Wesentlichen durch die hervorragende schauspielerische Leistung der
Hauptdarsteller getragen. Davon hat The Stepford Wives nicht wenige
zu bieten: Neben der unglaublich agilen Nicole Kidman ist es vor allem das
Spiel Glenn Closes als Übermutter aller Hausfrauen und Eheweib Mikes,
die die Atmosphäre des Films bestimmt. Mathew Broderick, an dem leider
immer noch sein Teenager-Image haftet, kann dieses hier gewinnbringend einsetzen:
Er wird von seiner Frau vollständig dominiert und sein Macht ist eher
die des Mitleiderregens. Bette Midler ist indes als "schlampige
Frauenpower-Schriftstellerin" genauso in ihrem Rollenklischee gefangen, wie
Christopher Walken als der ambivalente und stets höliche Bösewicht.
Doch auch diese Rollenklischees passen bestens ins Erzählkonzept. Dass
das Remake gegenüber dem Original längst nicht so "geschwätzig"
(wie es in der damaligen Filmpresse nicht selten hieß) ausfällt,
ist vor allem der dynamischen Kamera im Verbund mit dem Soundtrack David
Arnolds zuzuschreiben, der - vor allem dadurch, dass er sehr an Danny Elfmans
Scores erinnert - der ganzen Szenerie stets etwas Tim Burton-haft
Tänzelndes verleiht.
Sicherlich geht The Stepford Wives nicht in die Annalen der
Remake-Geschichte ein: dazu ist er zu sehr auf die Aktualisierung der Motive
fixiert und zu wenig auf das Remaking der Erzählung selbst. Es ist einfach
eine alte Erzählung in neuem Gewand. Doch vor allem als politische Parabel
bietet der Film - in Hinblick auf die aktuelle US-amerikanische Politik -
erstaunlich analytisches Potenzial. Stepford als Zentrum der verwirklichten
Homeland-Security ist sicherlich kein allzu utopischer Topos. Darüber
hinaus ist der Film eine solide inszenierter und sehr gut gespielte Komödie
über den Kampf der Geschlechter, der - wie nicht nur in etlichen
zeitgenössischen deutschen Komödien und amerikanischen
Sex&City-Soaps - ausnahmsweise einmal nicht im Bett gefochten und entschieden
wird.
Die Frauen von Stepford
(The Wifes of Stepford, USA 2004)
Regie: Frank Oz
Buch: Ira Levin, Musik: David Arnold, Kamera: Rob Hahn, Schnitt: Jay Rabinowitz
Darsteller: Nicole Kidman, Matthew Broderick, Bette Midler, Glenn Close,
Christopher Walken
Verleih: UIP, Länge: 95 Minuten
zur Jump Cut Startseite
|