Ich mach mir ein Gefühl: Ein Sandra-Bullock-Film
ist ein Sandra-Bullock-Film
Die Schauspielerin Sandra Bullock machte sich als Action-Heldin in
Speed und als Romantikerin in Während du schliefst
einen Namen. Jüngst als Polizistin in Mord nach Plan in
den Kinos, startet diese Woche ihr neuester Film: Die göttlichen
Geheimnisse der Ya-Ya Schwestern.
1937. Eine schwüle Sommernacht in Louisiana, Amerikas Süden.
Vier kleine Mädchen klettern heimlich aus ihren Zimmern und treffen
sich auf einer Wiese. Im Mondlicht schwören sie sich ewige Treue und
besiegeln den Pakt mit einigen Blutstropfen. Über 60 Jahre hält
das Bündnis der Ya-Ya Schwestern, wie sich die inzwischen zu alten Damen
gereiften Freundinnen nennen. Eine von ihnen, Vivi (Ellen Burstyn), hat seit
Jahren Probleme mit ihrer Tochter Sidda Lee (Sandra Bullock). Sidda lebt
mit ihrem Freund in New York und schreibt Theaterstücke. Bei einem Interview
deutet sie an, dass ihre schreckliche Kindheit Inspirationsquelle war. Vivi
gerät über den Artikel in Rage. Es kommt zum Bruch zwischen Mutter
und Tochter. Die Ya-Ya Schwestern vermitteln und bringen Sidda in ihre Heimat
zurück, um sie in das Geheimnis ihres Pakts und das Leben ihrer Mutter
einzuweihen.
Sidda weiß von nichts, stellen die drei Freundinnen
fest, und das, was diese von ihnen erfährt, ist das Zelluloid nicht
wert, auf dem es in fast zwei Stunden ausgebreitet wird. In Rückblicken
erzählen die Ya-Yas von ihrem Leben im Süden der USA, von Rassismus
und Krieg, Liebesglück und -Leid, Gartenpartys und Alkoholexzessen.
Der Fundus ihrer göttlichen Geheimnisse wird mit weich
gezeichneten Szenen aus der Vergangenheit bebildert, die mit wachsender Tragik
im Erzählfluss an Kontur gewinnen. Dabei erinnern Ausstattung und
Lokalkolorit an Scarlett OHara in dem Südstaaten-Epos Vom
Winde verweht.
Verantwortlich für Regie und Drehbuch ist eine Frau, von der
man mehr erwartet hätte: Callie Khouri gewann einen Oscar für ihr
Drehbuchdebüt zu dem Film Thelma und Louise. In ihrem ersten
Spielfilm zieht sich die Handlung von Ende der 30er- bis Anfang der 90er-Jahre.
Eine illustre Schar an Schauspielerinnen - zum Beispiel die charismatische
Ashley Judd als junge Vivi - übernimmt die Rollen der Ya-Ya Schwestern
in ihren Lebensphasen. Exzellente Darstellerinnen wie Fionnula Flanagan
(The Others), Shirley Knight (Angel Eyes) und Maggie
Smith (Gosford Park) können aber gegen ein Drehbuch, das
ihnen Klischees der aufmüpfigen jungen und verschrobenen alten Damen
auferlegt, wenig ausrichten. Der Soundtrack legt sich wie Sahnebaiser über
viele Szenen, rührt selbst hart gesottenen Seelen zu Tränen.
Ärgerlich, weil die zähe Handlung selten den künstlich
geschürten Emotionen entspricht.
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