Joel Schumacher: Die Journalistin (USA 2003)

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Joel Schumacher: Die Journalistin (USA 2003)
Kritik v
on Ulrike Mattern

 

"Schreib über Mode", empfiehlt der Chefredakteur seiner Reporterin im Krankenhaus. Sie war bei ihren Recherchen den Drogenbossen von Dublin zu nahe gekommen. Ein gezielter Schuss in den Oberschenkel soll sie abschrecken. Veronica Guerin als "Die Journalistin" lässt sich durch diese Drohungen nicht beirren - und bezahlt dafür mit dem Leben.

Die australische Schauspielerin Cate Blanchett schlüpfte seit ihrem internationalen Durchbruch in dem Historiendrama "Elizabeth" in unterschiedlichste Rollen. Bevor sie im Dezember zum dritten Mal als Elfenkönigin im Fantasy-Film "Herr der Ringe" zu sehen sein wird, beweist sie ihre Wandlungsfähigkeit als moderne Heroin in einer wahren Geschichte.

Die irische Reporterin Veronica Guerin wurde im Sommer 1996 ermordet, nachdem sie über die Geschäfte der Drogenmafia berichtet hatte. Regisseur Joel Schumacher ("Nicht auflegen!") und Produzent Jerry Bruckheimer, gerade mit "Der Fluch der Karibik" in den Kinos, gehören zu den erfolgreichsten Männern im amerikanischen Filmgeschäft. Beide sind eher auf Action denn auf Charakterstudien abonniert. In "Die Journalistin" blasen sie die berührende Lebensgeschichte der Veronica Guerin zum reißerischen Thriller über den Kampf einer Einzelgängerin gegen das Böse auf.

Ausgerüstet mit Kugelschreiber und Notizblock, schnieke in Kostüm oder Hosenanzug gekleidet, steigt die burschikose Journalistin über Heroinspritzen auf Schulhöfen, läuft durch dunkle Hausflure und trifft ihre zwielichtigen Informanten in Kneipen oder Bordellen. Naiv wirken ihre unverblümten Fragen und Arbeitsmethoden, umso schockierender die rohe Gewalt, mit der die Gangster darauf reagieren.

Ihre kleinen Schwächen, wie die Vorliebe fürs Autofahren bei überhöhter Geschwindigkeit, machen die Heldin mit Lady-Di-Frisur sympathisch. Zu Hause passt der nachsichtige Ehemann auf den Sohn auf, wenn sich seine Frau im Einsatz an der Drogenfront verspätet.

Zentimeterdick wird das Pathos aufgespachtelt, so dass unter der kräftig auf die Tränendrüse pressenden Story die persönliche Tragik fast verschwindet. Das Ende der Geschichte, das auch ihr Anfang war, schließt den Kreis. Durch das rechteckige offene Verdeck ihres roten Sportwagens, durch dessen Fenster zwei Männern von einem Motorrad aus die tödlichen Schüsse abfeuerten, sieht man die Journalistin über einem Stapel Zeitungen in ihrem Blut liegen. Doch mit diesem Moment der entsetzlichen Stille hört der Film nicht auf. Er trägt den misshandelten Leib mit melodramatischen Bildern zu Grabe. Warum man aus einer menschlichen Tragödie noch ein bitteres Happy End zaubert, bleibt das Geheimnis von Hollywood.

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