Winter 2001: Bei Dreharbeiten zu einem Film rastet einer der
Darsteller aus und geht auf einen Kollegen los. Nach seiner Einlieferung
in die Psychiatrie erzählt er einer verständnisvollen Ärztin
vom Leben hinterm antifaschistischen Schutzwall. Seit seiner Geburt fühlt
Christan Blank sich von einem Mann verfolgt, der ihm in wechselnden Funktionen
begegnet: als Geburtshelfer im Polizeiwagen, als Wachtmeister beim
Indianer-und-Cowboy-Spiel am Grenzstreifen, als Lehrer in der Schule und
Ausbilder bei den NVA-Grenztruppen. In jeder dieser Rollen drangsaliert der
Mann, der sich Nattenklinger nennt, den jungen Blank. So lange, bis der nicht
mehr zwischen Wahnsinn und Realität unterscheiden kann und sich an seinem
Peiniger rächt.
Drei Stern Rot, die Bezeichnung für eine Leuchtrakete
und der Codename bei einem Fluchtversuch an der Grenze, beginnt mit leichtem
Witz und steigert sich mit zunehmendem Tempo zur absurden Tragödie mit
grotesken Zügen. Indianerspiele im Grenzgebiet, die Liebesgeschichte
zwischen Jana und Christian, das Engagement in der jungen Gemeinde, die
Einberufung zu den Grenztruppen (Wer hier hinkommt, ist entweder Grenzer
oder Flüchtling) - Regisseur Olaf Kaiser und Drehbuchautor Holger
Jancke haben einen genauen Blick für die absurden Details im ostdeutschen
Alltag.
Dem Phänomen der DDR scheint man sich gern auf dem Weg der
Komödie zu nähern. Dieses Konzept verfolgten bereits
Sonnenallee und - nicht ganz so erfolgreich - Helden wie
wir. Drei Stern Rot ähnelt jedoch in keiner Weise
dem beliebigen Possenspiel deutscher Komödien, sondern beißt sich
gnadenlos mit schwarzem Humor in den Zuschauern fest. Der coole Hüftschwung
aus Sonnenallee weicht dem Trauma. Wer aus dem Kino rausgeht
und lacht, kommt aus Westdeutschland.
zur Jump Cut Startseite
|