Lucy in the Sky
Sie wären das perfekte Paar zum Valentinstag: die Schauspieler
Hugh Grant und Sandra Bullock. In der nostalgischen Romanze Ein Chef
zum Verlieben bringt Grant als kaltschnäuziger Millionär die sozial
engagierte Anwältin (Bullock) zur Weißglut.
Sandra Bullock auf der Abrissbirne. Umweltaktivistin Lucy Kelson klammert
sich an das tonnenschwere Instrument, um die Zerstörung eines Gebäudes
in ihrem Stadtviertel in New York zu verhindern. Die Immobilienfirma Wade
Corporation will hier ein Hotel hochziehen.
Playboy George Wade (Grant) vertritt das Unternehmen in der
Öffentlichkeit. Lucy lauert Wade auf, um ihn von seinem Bauvorhaben
abzubringen. Ihr leidenschaftlicher Eifer kommt dem Sonnyboy, der eine
Anwältin sucht, gelegen. Aus dem Disput wird ein Einstellungsgespräch:
Wenn Lucy die Firma berate, so George, garantiere er, die Gebäude zu
erhalten und einen Wohltätigkeitsfond einzurichten.
Für die Aktivistin Lucy lösen sich auf einen Schlag alle
Probleme. Der frisch gebackenen Firmenanwältin bereitet die
Beförderung in die Höhle des kapitalistischen Löwen
Magenkrämpfe: George nutzt ihre Fähigkeiten nicht nur zur Vertretung
juristischer Interessen, sondern auch für die Nöte im Alltag eines
Millionärs. Dies beinhaltet die Wahl der Krawatte, des Anzugs oder eine
Partie Tennis - bald tut der Egomane keinen Schritt mehr ohne vorherige
Konsultation. Entnervt quittiert Lucy ihren Dienst und sucht eine
Nachfolgerin.
Hugh Grant und Sandra Bullock beherrschen das romantische Fach aus
dem Effeff. Der britische Schauspieler fand sein (Leinwand-)Glück in
denkbar ungünstigen Konstellationen (Vier Hochzeiten und ein
Todesfall, Notting Hill). Multitalent Sandra Bullock
bewährte sich in Während du schliefst als von ihren
Gefühlen verwirrte U-Bahn-Kassiererin.
Der Volksmund weiß: Gegensätze ziehen sich an. Was sich
neckt, das liebt sich. Aus dem Kontrast der Lebenssphären zogen
Komödien in den 40er- und 50er-Jahren ihren Esprit. Die zu Klassikern
gewordenen Filme Sein Mädchen für besondere Fälle
mit Cary Grant und Rosalind Russell oder Sabrina mit Humphrey
Bogart und Audrey Hepburn amüsierten mit schlagfertigen Dialogen.
Ein Chef zum Verlieben führt diese Tradition fort,
reicht aber weder in Witz noch Scharfsinn an die Vorbilder heran. Das Drehbuch
zeichnet die Figuren schablonenhaft, verliert sich in Nebenschauplätzen
(z. B. bei einem Hubschrauberflug um das Chrysler-Gebäude) und vergisst
darüber sein vorrangiges Ziel: Den Zuschauer fühlen zu lassen,
dass diese gegensätzlichen Menschen am Ende zueinander finden müssen.
Aber vielleicht bekommen Hugh Grant und Sandra Bullock noch eine zweite Chance,
denn rein theoretisch wären sie ein perfektes Paar.
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