Peter Næss: Elling (Norwegen 2001)

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Peter Næss: Elling (Norwegen 2001)

Norwegen 2001

Regie: Peter Næss

 

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Peter Næss: Elling (Norwegen 2001)
Kritik von Ulrike Mattern

  

Der alltägliche Wahnsinn

Die schrägsten Komödien kommen aus dem hohen Norden. In Norwegen war „Elling“ das Filmereignis des letzten Jahres. Jetzt läuft Petter Næss vielfach prämierte Geschichte über zwei verschrobene Typen bundesweit in den Kinos.

Die einen reisen furchtlos in ferne Länder, die anderen bekommen Schweißausbrüche beim Einkaufen im Supermarkt. Elling gehört zur letzten Kategorie. Das eingefleischte Muttersöhnchen verehrt die norwegische Ministerpräsidentin Gro Bruntland und teilt seit zwei Jahren mit dem noch jungfräulichen, aber umso mehr von Sex besessenen Kjell Bjarne ein Zimmer in der Psychiatrie. Die idyllische Zweisamkeit im Schutze der staatlichen Institution endet. Elling und Kjell Bjarne werden in den Alltag, zum betreuten Wohnen in die Hauptstadt Oslo entlassen. Dort empfängt sie der Sozialarbeiter Frank, der ihnen klarmacht, worauf es ankommt: all das zu tun, was alle tun. Telefonieren, ausgehen, einkaufen - die ganze Palette des normalen Lebens. Für die beiden unerfahrenen Provinzler eine abenteuerliche Herausforderung.

Dass Männer immer nur an das eine denken, würde Kjell sofort bejahen. In der Zwischenzeit treibt er mit Telefonsex die Kosten in die Höhe und geht seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung, dem Essen, nach. Elling kämpft gegen Schwindel und Unbehagen an, die ihn befallen, wenn er seine vertraute Umgebung verlässt. Als sein Kumpel eine Frau kennen lernt, entdeckt der eifersüchtige Elling seine Liebe zur Poesie. Mit Sonnenbrille und Trenchcoat mutiert er zum Untergrundpoeten, der seine Zeilen auf subtile Weise unter das Volk bringt.

Filme über menschliche Schwächen wandern auf einem schmalen Grat. Häufig entblößt man die Figuren, so dass das Publikum distanziert, ohne Mitgefühl über sie lacht. Oder man idealisiert die Psychosen, so dass jeder Zuschauer wünscht, einmal im Leben verrückt zu sein. Regisseur Petter Næss bemüht sich um eine Ausgewogenheit zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Dabei stehen ihm mit Per Christian Ellefsen und Sven Nordin zwei souverän agierende Schauspieler zur Seite, die bereits in der Theateraufführung „Elling and Kjell Bjarne“die Hauptrollen besetzten. Drehbuch sowie Theaterstück beruhen auf dem Buch „Blutsbrüder“ des norwegischen Autors Ingvar Ambjørnsen.

Wenn Elling und Kjell Bjarne unsere Nachbarn wären, würden wir sie auf Grund ihrer seltsamen Erscheinung und ihres bizarren Verhaltens vielleicht wenig anziehend finden. In der Phantasiewelt des Films trifft das ungleiche Paar auf hilfsbereite Menschen, die die ersten Schritte ins reale Leben erleichtern. Die Traumfabrik Hollywood war von den herzerwärmenden Typen so angetan, dass der Film in der Kategorie „Bester ausländischer Film“ für einen Oscar nominiert wurde.

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