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Die Ewigkeit und ein Tag
Griechenland 1998
Regie: Theo Angelopoulos
Mit Bruno Ganz
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Dankenswerterweise mal ein Film, der seine eigene
Poetologie gleich vollinhaltlich mitliefert; nur leider ist's eine Denunziation.
Es spricht der Dichter und erläutert (einem kleinen albanischen Jungen,
der aber genau versteht, worum es geht), was das ist, ein Dichter. Einer
der Wörter kauft, unver- traute, unbekannte, aber edle und
wohlklingendeWörter, einer, der seine eigene Sprache als fremde
wiederentdeckt, und dann Gedichte aus diesen Wortpreziosen macht. Oder, ist
zu vermuten, Filme.
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Denn das scheint das
Verständnis Angelopoulos' von Filmkunst zu sein: die Aneinanderreihung
preziöser Bilder, ja Tableaus, durch die als vollbärtiger
Rübezahl der Dichter Bruno Ganz stapft und langsam, allzu langsam, vor
sich hin stirbt. Nun war Angelopoulos immer schon jemand, der am Individuellen
nicht das mindeste Interesse hatte, dem alle auftretenden Personen und Orte
in erlesen inszenierten Arrangements zu bedeutungsschweren Symbolen gerannen.
Die Bilder strebten immer danach, mehr zu zeigen, als man sehen konnte, und
das Wunder war, daß ihre Evidenz oft genug so groß war, ihre
Schönheit so überwältigend, daß man alle Symbolik und
Botschaft und Verhandlung der ganz großen Fragen getrost im Hintergrund
lassen und einfach nicht weiter beachten durfte. Die Rätsel dieser Bilder
waren faszinierend (ähnlich wie bei Tarkowskij), solange sie sich nicht
erschlossen - und ähnlich wie bei Tarkowskij ab Nostalghia verwandelt
sich vieles in sauren Kitsch, sobald man den Schlüssel aufs
nachdrücklichste in die Hand gedrückt bekommt und Erlesenheit zum
Selbstzweck wird.. Und in 'Die Ewigkeit und ein Tag'. erschließt sich
von der ersten Minute an alles, als große Todeselegie, deren schlimmste
Krankheit die Wörter sind, in denen Lebende, Tote und Sterbende penetrant
von Leben, Liebe, Sterben und, wie schon erwähnt, Dichtung sprechen.
Durch schleierartige Vorhänge besucht Alexandros, der Dichter, von Zeit
zu Zeit die Vergangenheit, seine tote Frau, da scheint dann die Sonne, man
ist am Meer und tanzt und feiert und Bruno Ganz' Spiel ist von bleischwerem
Ernst, seine Gestik von ambivalenzlosester Bedeutungshaftigkeit: er ist schlicht
nicht zu ertragen.
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Angelopoulos hat bei alldem das Inszenieren opulenter Bilder nicht
verlernt - nur wirkt es mittlerweile nur noch wie Wiederholung, ja Karikatur
seiner selbst und, im Kunstwillen, prätentiös oder, schlimmer noch,
in der optischen Veredelung des merkwürdigen Albanerkindersubplots,
wie Elendschic und ästhetizistische Ausbeutung von Not und Angst. Anders
als vom Filmkünstler Angelopoulos erwünscht sein kann, taugt der
Film als Allegorie: auf das erst recht sterbenslangweilige Dahinsiechen einer
Vorstellung vom Film als Äquivalent einer Idee von Dichtung und Kunst,
die selbst schon unsagbar verschmockt ist. Es gibt da keine Rettung mehr,
man kann sowas (Wenders z.B. auch in seinen letzten Filmen) nur in den Orkus
wünschen und Tarantino kucken und John Woo und sich auf den nächsten
Schwarzenegger freuen.
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