Almut Getto: Fickende Fische (D 2002)

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Almut Getto: Fickende Fische (D 2002)

D 2002

Regie: Almut Getto

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Almut Getto: Fickende Fische (D 2002)
Kritik von Ulrike Mattern

[Image] 

Was für ein Titel! „Fickende Fische“, der erste Langfilm der Regisseurin Almut Getto, hätte allein für diese Originalität eine Auszeichnung verdient. Den NRW-Nachwuchspreis für Regie und einen Filmpreis beim Max-Ophüls-Festival erhielt die Regisseurin für die warmherzige Liebesgeschichte zwischen dem 16-jährigen Jan und der ebenso alten Nina.

„Fickende Fische“ spielt in Dortmund, das hier ohne die üblichen Klischees in Szene gesetzt wird. Es geht um Fische, weil Jan, der HIV-positiv ist, die Unterwasserwelt liebt. Am Anfang liegt der Junge in der Badewanne und übt das Ertrinken. Beim Überqueren der Straße bewegt er sich in einem Tagtraum wie ein Guppy durchs kühle Blau. Ein in sich versunkener Einzelgänger, der seine Grenzen auslotet und abrupt das Gleichgewicht verliert, als ihn Nina auf ihren Inlineskatern umwirft. Das wird sie ein zweites Mal tun, dabei seinen Fisch töten und sich dann ungestüm in sein Leben werfen.

An manchen Stellen weicht der Film von seiner traumverlorenen Balance ab und wirkt konstruiert: mit dem agilen Großvater, dem aufgesetzten Ruhrpott-Slang und mit der die Erzählung wenig voranbringenden Nachbarin. Dass der aidskranke Freund von Jan stirbt, hinterlässt den Beigeschmack einer Vorabendserie.

Wichtig für die Handlung sind die beiden umwerfenden Hauptdarsteller: Sophie Rogall als Nina und Tino Mewes als aidskranker Jan. Sie durchleben die Höhen und Tiefen der ersten Liebe, die durch die Krankheit von Jan kompliziert wird. Missverständnisse und Zurückweisung sind programmiert. Der Tod, die Fische, das Schwimmen ins Blaue bleiben immer wieder kehrende Motive wie die Frage: „Haben Fische Sex?“, und die nicht ausgesprochene Unsicherheit: „Werden wir Sex haben?“

So humorvoll, nah an den Menschen und dem sozialen Umfeld sind deutsche Regisseure selten. Die Wahrhaftigkeit, die Almut Getto in einem quasi dokumentarischen Stil inszeniert, erinnert an die so genannten Milieufilme Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre: „Die Abfahrer“ und „Jede Menge Kohle“ von Regisseur Adolf Winkelmann oder „Die Heartbreakers“ von Peter F. Brinkmann. Alles Produktionen aus dem Ruhrgebiet, in denen authentisch agiert wird. Wie auch in „Fickende Fische“, einem der schönsten deutschen Filme dieses Jahres - wenn man das Mitte August schon sagen darf.

Am Ende stürzen Nina und Jan in einer Reminiszenz an „Thelma & Louise“ mit ihrem Auto über ein Brückengeländer in den Abgrund, der im Fall der beiden Teenager der Fluss ist, in dem sie ins Meer treiben. Alles gelebt, alles gesagt, und allein die Utopie der beiden, die wie Fische ins unendliche Blau schwimmen, bleibt. Was für ein Film!

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