"Willkommen in meiner Welt!"
Was den transnationalen Konzernen recht ist, scheint dem Franchise
nur billig: Die Fusion. Getreu der Regel, dass ein Sequel - zumal in einem
Serial, dass das Element des Seriellen schon innerhalb der Narration zum
eigentlichen Gegenstand erhoben hat - immer schneller, dramatischer, knalliger
und besser zu sein, vor allem aber von allem ein deutliches Mehr aufzuweisen
habe, stellt Freddy vs. Jason den logischen Endpunkt zweier Slasherfilmwelten
dar. Noch bizarrer hätte man Freddys Traumwelten vermutlich nicht gestalten,
noch vertrackter als in New Nightmare (Wes Craven, USA 1994) hätte man
das Verhältnis zwischen Film, Traum und Realität wohl kaum verhandeln
können und wo hätte man Jason Voorhees noch morden lassen können,
nachdem er in der vorangegangenen Inkarnation bereits in einer futuristischen
Science-Fiction-Umgebung die Machete schwingen durfte?
Doch die Konfrontation ist zunächst keine. Freddy Krüger
leidet unter den Konsequenzen der effizientesten Form der Zensur, dem
geflissentlichen In-Vergessenheit-geraten-lassen. Jeder Mord, der im Zusammenhang
mit dieser Kreatur steht, wurde aus den Mikrofilmarchiven der Bibliotheken
gestrichen, die wenigen Überlebenden bei Nacht und Nebel in weit entfernt
liegende Psychiatrien eingewiesen, um dort als Versuchskaninchen für
traumunterdrückende Medikamente herzuhalten, die Hausnummer 1428 in
der Elm Street, einstige Wirkungsstätte des Kindermörders, von
Grund auf renoviert, der Name Freddy Krüger aus dem Sprachgebrauch verbannt.
Freddy Krüger ist aus der Erinnerung gestrichen und geht so seiner Macht
verlustig: Angst. Ein Plan gegen das Verschwinden ist schnell geschmiedet:
Der untote Jason Voorhees aus der Freitag der 13.-Reihe wird wiederbelebt
und in die Elm Street entsandt, um dort wieder die Angst vor Krüger
entstehen zu lassen.
Der unachtsam ausgesprochene Name Krügers wird ihm dabei zum
Komplizen. Er verbreitet sich wie ein Lauffeuer unter den verstörten
Jugendlichen, die nach dem ominösen Bürger der Stadt und den
vertuschten Vorkommnissen zu forschen beginnen. Und vom Wort zum Fleisch
ist's bekanntlich kein weiter Weg: Von harmlosen Schreckspielchen führt
dieser in den Träumen der Opfer in spe über ausgemachte Metzeleien
hin zur ganz physischen Auseinandersetzung im Hier und Jetzt. Dies
ermöglicht freilich ein dem ersten Teil des Reihe entommener Kniff,
der dafür sorgt, dass, was im Moment des Erwachens im Traum festgehalten
wird, sich auch im Wachzustand noch in den Händen befindet.
Die symbiotische Aufteilung der Wach- und Traumwelten unter den beiden
Slasherhelden entwickelt anfänglich gewissen Reiz, zumal dann, wenn
sich erste Konkurrenzen auftun: Ein Wettlauf um die Opfer beginnt. Wer immer
in seiner Domäne ein solches richtet, schnappt es dem anderen, meist
buchstäblich, vor der Nase weg. Diese Allegorie auf die ökonomische
Beziehung zwischen den beiden Serials (die nach der Übernahme der Rechte
am Friday-Franchise durch New Line Cinema - Grundlage für die Entstehung
dieses Films - eh nur noch symbolischer Natur war) begründet letztendlich
das "versus" im Titel: Die finale Auseinandersetzung zwischen beiden ist
erklärtes Ziel des Films, den Teenagern fällt nach gut halber
Spielzeit, alleine schon aus offensichtlichem Eigennutz, nur mehr die undankbare
Rolle der Organisatoren dieses Treffens zu.
In dieser Stringenz liegt im wesentlichen auch die Schwäche des
Films (von allerlei Drehbuchlöchern und einigen seltsamen Dialogen
abgesehen, die wohl, man habe Nachsicht, schon als konstitutives Element
des Genres angesehen werden dürfen). Steht Krüger und dessen
filmhistorisches Erbe zu Beginn noch spürbar im Vordergrund, markiert
nicht nur die konsequente Bewegung der Erzählung hin zum Camp Crystal
Lake, Voorhees' primärer Wirkstätte, dass es sich bei Freddy vs.
Jason am eher um Friday 11 als um Nightmare 8 handelt. Ein Malus, da die
Friday-Reihe, wenn auch wie Nightmare in erster Linie Nummernrevue, schon
durch weitgehende Ausblendung des Übernatürlichen wesentlich
redundanter zu Werke geht. Der Reiz der Nightmare-Filme - immer bizarrere
Traumgebilde zu entwickeln, den Raum des Traumes immer weiter in sich zu
brechen - fehlt, von ein paar markigen Sprüchen abgesehen, beinahe zur
Gänze. Dafür scheint man sich darin zu gefallen, die gewiss effektiv
inszenierten Gefechte zwischen den Kontrahenten mit ein wenig an und für
sich deplazierten Martial Arts zu bereichern.
Auch hat man es versäumt, Freddys Dilemma zu Beginn als konsequente
Fortschreibung des Schicksals der Kunstfigur Freddy Krüger diesseits
der Leinwand zu begreifen: Die einst sehr ernste und schockierende Reihe
erfuhr im zunehmenden Verlauf eine stete Ironisierung mit bekannter Konsequenz:
Freddy eroberte als kaum mehr angstverbreitender Popstar Bravohefte und
Kinderzimmer. Hier hätte man ansetzen müssen, um aus Freddy vs.
Jason einen wahrhaft furchteinflößenden Horrorfilm zu machen,
allein, es bleibt im wesentlichen beim unreflektierten Actionfilm mit
Splatterästhetik. Dies mag für den einen oder anderen unterhaltsamen
Moment herhalten, dass aber Wes Craven mit seinem New Nightmare, in dem unter
Ausblendung aller vorangegangen Sequels das Produktionsteam des ersten
Nightmare-Films (Wes Craven, USA 1984) von Freddy heimgesucht wird, schon
wesentlich weiter war, dieser schale Nachgeschmack obsiegt
letztendlich.
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